Nach 15 Jahren im Brexbachtal als Spieler und Trainer hat sich Tomas Pavelka entschieden, den TTC Zugbrücke Grenzau zum Saisonende zu verlassen. Ihn „beerben“ wird Dirk Wagner, der ursprünglich gemeinsam mit Pavelka das Zugbrückenteam trainieren sollte.
Der Abschied von Grenzau fällt nicht nur Pavelka schwer, der sich vorzüglich akklimatisiert hatte und fast schon ein Westerwälder geworden war, sondern auch manchem Fan, für den der 36-jährige schon als extrem kampfstarker Spieler zu einer Art Idol geworden war. Pavelka war ein echter „Leitwolf“, ein bodenständiger und sachlicher, fairer Zeitgenosse, der freilich ehrgeizig und sehr engagiert auf den Erfolg hinarbeitete.
Trotz aller fachlichen Kompetenz muss sich Wagner, der die in finanziellen Nöten steckende Werner Schlager Academy verlässt, einen solchen Beliebtheitsgrad im Westerwald erst einmal erarbeiten.
Man darf vermuten, dass Pavelka sich schweren Herzens auch deshalb zum Weggang entschied, weil er nach jahrelanger seriöser Arbeit als Trainer – gemeinsam mit dem Leiter der Tischtennisschule Anton Stefko -, meinte, dass es nun an der Zeit sei, als hauptverantwortlicher Trainer endlich die verdiente „Beförderung“ und Anerkennung seiner Arbeit zu erhalten.
Es dürfte ihm, dem „letzten Mohikaner“ der großen Grenzauer Spielerära der 90er- und 2000er-Jahre mit dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft, des nationalen sowie des Europapokalwettbewerbs“ (Presserklärung Grenzau), einen Stich versetzt haben, dass man nun einen neuen Mann von außen verpflichtete, hinter dem er – aufgrund von dessen Renommee – vielleicht wieder die zweite Geige hätte spielen müssen. Zunächst war ja Ex-Damen-Bundestrainer Jörg Bitzigeio ausgewählt worden, ein Deal, der nach wenigen Tagen wieder geplatzt war.
Solche Gedanken tauchen in der die Harmonie betonenden Presserklärung des Vereins nicht auf, sind aber alles andere als abwegig. Künftig wird Pavelka für den tschechischen Erstligisten Franzensbad unweit der deutschen Grenze aufschlagen und dort auch als Trainer im tschechischen Olympiastützpunkt mitwirken. Ein attraktives Angebot des Tschechen in seiner Heimat, dennoch hätte Pavelka kaum nein gesagt, wenn man ihm den Cheftrainer-Posten in Grenzau offeriert hätte.
Pavelka: „Ich hatte das Gefühl, dass es auch für mich an der Zeit ist, einen neuen Lebensabschnitt einzuläuten. Letztlich war es eine Kopfsache.“
Der sympathische Tscheche scheidet keineswegs im Unfrieden, die offizielle Verabschiedung vor einigen Tagen ließ ihn nicht unberührt: „Das ist mir sehr nahe gegangen. Vor allem der Abschied von Manfred Gstettner, Annette Hartmann (Jacobs) und unseren Fans. Aber wir haben vereinbart, dass die Tür in Grenzau für mich immer offen steht“, sagte Pavelka. „Vielleicht kehre ich ja eines Tages zurück.“ Sein Fazit: „Ich hatte eine wunderschöne Zeit in Grenzau und habe die Leute ebenso wie den Westerwald lieben gelernt, doch es war an der Zeit, etwas Neues zu wagen und meinen Horizont zu erweitern.“
Der inzwischen 80-jährige TTC-Vorsitzende Manfred Gstettner hätte Pavelka gerne gehalten: „Eigentlich hatten wir gehofft, dass er bleibt. Einen neuen Vertrag hatten wir schon ausgearbeitet, er sollte im Team mit Dirk Wagner arbeiten, doch Tomas hatte Zweifel. Es ist sehr schade, dass er geht, denn er ist ein wunderbarer Mensch und war über all die Jahre ein zuverlässiger und guter Partner.“ Der Grenzauer Macher ergänzt: „Unter seiner Regie haben sich unsere Spieler sensationell entwickelt und sind zum Teil in die Weltklasse vorgerückt.“
Nun wird also der 44-jährige Wagner – gemeinsam mit Stefko – die Verantwortung auf der Zugbrücke übernehmen, wobei Wagner die Führungsrolle als neuer Sportlicher Leiter und Cheftrainer inne haben wird. Mit Borussia Düsseldorf feierte Wagner zwischen 2006 und 2010 nationale und internationale Titel in Serie und arbeitete sehr erfolgreich, wurde aber trotzdem von Danny Heister abgelöst.
„Der Job in unserem Verein ist genau sein Ding“, freut sich Gstettner über die Verpflichtung des international bestens vernetzten Tischtennislehrers. Laut dem TTC-Vorsitzenden soll Wagner den Verein „international auf breitere Füße stellen und den Stützpunkt in Grenzau weiter vorantreiben.“ Gstettner: „Er ist unser neuer Außenminister.“
Noch weilt der neue Chef auf der Kommandobrücke auf einem Lehrgang in Katar, am 1. Juli wird er seine Arbeit im Brexbachtal offiziell aufnehmen. Vier Tage später heiratet Pavelka seine Lebensgefährtin Gabi und dürfte in diesen Tagen eher wenig an den Tischtennisport denken.