Vor der Traumkulisse von 607 Fans – eine Zuschauerzahl, wie sie fünf von zehn TTBL-Klubs in der gesamten Saison nie hatten – besiegte der TSV Bad Königshofen im „Finale“ den TTC indeland Jülich mit 6:2 und sicherte sich die Zweitliga-Meisterschaft.
Riesenfreude im unterfränkischen Bad Königshofen, das etwas abseits der „großen weiten Welt“ im Landkreis Rhön-Grabfeld gelegen, jedoch zumindest für heute und die kommenden Tage in den Fokus Tischtennis-Deutschlands gerückt ist. Der heimische TSV ist – trotz eines dauerverletzten Kilian Ort – Champion der 2. Herren-Bundesliga geworden und damit die Nummer elf im deutschen Mannschaftstischtennis.
Dies ist umso erstaunlicher, als die Nordbayern, die diese Bezeichnung vermutlich gar nicht so gerne hören werden, nach Ende der Vorrunde noch mit 8:10 Punkten auf Platz acht gestanden und als akut abstiegsbedroht gegolten hatten. Gestartet war man gar mit gruseligen 2:10 Punkten in einer extrem ausgeglichenen Liga, in der ein solches Einstiegsresultat eigentlich bereits als halbes Todesurteil gelten konnte.
Doch urplötzlich war man warmgelaufen und legte den Schalter um. Es folgten zwölf Spiele ohne Niederlage, darunter noch drei Punkteteilungen – gegen Frickenhausen, den BVB und Saarbrücken –, ansonsten wurde stur gewonnen, einfach nur gewonnen. Neunmal nach dem bescheidenen Saisonstart.
Und mit einem solchen Senkrechtstart nach anfänglicher Frustration hat man eben auch die Meisterschaft verdient, zumal man den „Vize“ Jülich – bis zum Saisonfinale mit 12:2 Punkten noch die Mannschaft der Rückrunde – nicht bloß zweimal besiegte, sondern deklassierte (6:0 und 6:2). Dennoch fiel das Ganze am Ende recht knapp aus: Bad Königshofen, Jülich und der TV Hilpoltstein (6:3 in Dortmund), der als Aufsteiger eine grandiose Saison spielte, beendeten die Saison allesamt mit 23:13 Zählern. Die Spieldifferenz entschied die Meisterschaft: Bad Königshofen +26, Jülich +18, Hilpoltstein +9.
Zum Topspiel, das genau drei Stunden dauerte, muss gar nicht allzu viel gesagt werden. 20:10 Sätze zugunsten der Hausherren dokumentieren, wer an diesem denkwürdigen Sonntag das Sagen hatte. Der TSV hatte darauf verzichtet, Kilian Ort wie so oft in der Saison zum Abschenken auflaufen zu lassen, und mit dessen langjährigem Doppelpartner Christoph Schüller einen fitten Spieler in den Ring geschickt, auch wenn dieser leistungsmäßig gegenüber dem Rest der Truppe deutlich abfällt (Gesamtbilanz Einzel: 2:13). Aber Schüller kämpfte mit Herzblut und trug zu der besonderen mannschaftlichen Geschlossenheit bei, die letztlich den klaren Sieg ermöglichte. Dennoch konnte Jülich nur gegen Schüller punkten – Yoshihiro Ozawa gelang dies im Einzel sowie der Formation Jean/Oostwouder im Doppel gegen Schüller/Vyborny.
Ansonsten hatten die Unterfranken alles im Griff. Der kleine Japaner Mizuki Oikawa, der mit einer 24:9-Bilanz die Saison als stärkster Spieler der Liga beendete, und der tschechische Altinternationale Richard Vyborny punkteten zusammen vierfach im Spitzenpaarkreuz und ließen den Jülichern Lauric Jean und Hermann Mühlbach nicht den Hauch einer Chance. Und wenn wir schon bei den tschechischen Altinternationalen sind: der Ex-Jülicher aus glorreichen Erstliga-Tagen, Marek Klasek, wollte da nicht nachstehen und demontierte den jungen niederländischen Zwei-Meter-Mann Ewout Oostwouder in drei einseitigen Sätzen. Und das war es denn auch schon, wenn wir noch nachtragen, dass am Anfang der Begegnung Oikawa/Klasek ihr Doppel gegen Ozawa/Mühlbach nach hartem Kampf in fünf Sätzen nach Hause gebracht hatten.
Es darf gefeiert werden im Landkreis Rhön-Grabfeld, wo sich bisweilen Fuchs und Hase „Gute Nacht!“ sagen. Und dazu lässt man sich dort nicht zweimal bitten. Das 7.000-Einwohner-Kurstädtchen befindet sich bis auf Weiteres im Ausnahmezustand. Herzlichen Glückwunsch!
2. Bundesliga Herren, 18. Spieltag
TSV Bad Königshofen – TTC indeland Jülich 6:2
BV Borussia Dortmund – TV Hilpoltstein 3:6
TuS Fürstenfeldbruck – TTC Frickenhausen 5:5
TTC Ober-Erlenbach – TTC Fortuna Passau 5:5
TTC Ruhrstadt Herne – 1. FC Saarbrücken TT 4:6