Trotz eines gut aufgelegten Dimitrij Ovtcharovs zog der Topfavorit den Kürzeren. Orenburg geriet, nach dem 1:3 im Hinspiel, zu Hause gegen Pontoise nach drei Einzeln mit 1:2 in Rückstand – und machte damit den Weg frei für das Sensationsendspiel Pontoise vs. Eslöv.
Die Franzosen, die schon vor zwei Jahren im Finale der Champions League die Festung Orenburg gestürmt hatten, führten nach Tristan Flores schwer erkämpftem Fünfsatzsieg über Alexey Smirnov ein Jubeltänzchen auf, während die erfolgsverwöhnten Russen – dreimal in den letzten vier Jahren Siege der Königsklasse – die Köpfe hängen ließen. Pontoise schenkte die restlichen beiden Matches ab und verlor damit auf dem Papier mit 2:3, war aber der Sieger des spannenden Tischtennisnachmittags.
Zwar hatte der an Position eins aufgestellte Ovtcharov sein Team durch ein 3:0 über den künftigen Düsseldorfer Kristian Karlsson, gegen den er im Hinspiel noch den Kürzeren gezogen hatte, in Führung gebracht und der Gesamtsieg schien für den Gazprom-Klub wieder in greifbare Nähe gerückt. Doch dann setzte sich im vielleicht wichtigsten Match des Tages nicht der zuletzt wieder so starke Vladimir Samsonov, sondern der in den letzten Wochen immer wieder schwächelnde Marcos Freitas mit 3:1 durch – ein Keulenschlag für Orenburg.
Nun lastete eine Menge Druck auf Alexey Smirnov, der den jungen Tristan Flore, dem er im Hinspiel glatt unterlegen war, unbedingt schlagen musste, um seine Mannschaft im Spiel zu halten. Anfänglich sah es auch gut aus für den Ex-Ochsenhausener, der die ersten beiden Sätze relativ ungefährdet gewann. Mit einem möglichst klaren Sieg Smirnovs im Rücken – so die Rechnung beim Titelverteidiger – würde Dima Ovtcharov gegen Freitas sicher alles klar machen. Und die Sätze hätten dann auch gereicht. Doch Flore spielte nicht mit bei dieser Kalkulation, drehte das Match noch und versetzte Pontoise in Feierstimmung.
Fakel Gazproma Orenburg – AS Pontoise Cergy 3:2
Dimitrij OVTCHAROV – Kristian KARLSSON 3:0 (11:5, 11:8, 12:10)
Vladimir SAMSONOV – Marcos FREITAS 1:3 (12:14, 7:11, 11:3, 6:11)
Alexey SMIRNOV – Tristan FLORE 2:3 (11:7, 11:7, 8:11, 7:11, 8:11)
Dimitrij OVTCHAROV – Marcos FREITAS 3:0 (11:0, 11:0, 11:0)
Vladimir SAMSONOV – Kristian KARLSSON 3:0 (11:0, 11:0, 11:0)
Die meisten Experten hatten geglaubt, das polnische Team aus Grudziadz würde nach dem 3:2-Erfolg in Eslöv, das sensationell überhaupt bis ins Semifinale vorgestoßen war, vor heimischer Kulisse den Sack zumachen und ins Endspiel einziehen. Weit gefehlt. Die Truppe um Robert Svensson präsentierte sich bärenstark, gewann mit 3:1 und steht damit sensationell in den Endspielen um den Sieg in Europas Königsklasse – eine verrückte Story.
Svensson selbst machte den Auftakt und nahm dem hoch favorisierten Japaner Kaii Yoshida nach 0:2-Satzrückstand noch das Match ab. Doch der Ex-Frickenhausener Wang Yang sorgte für den Ausgleich, indem er das enge Fünfsatzspiel gegen den Gäste-Chinesen Hui Xu gewann. Da anschließend aber der Pole Patryk Zatowka seinem schwedischen Widersacher Mattias Oversjo unterlag, hatte Eslöv mit einem Mal alles selbst in der Hand.
Ein Sieg von Hui Xu im Spitzeneinzel gegen Yoshida – und es wäre geschafft gewesen. Doch Xu hatte dieses Duell im Hinspiel mit 1:3 verloren, was ihn aber nicht im Geringsten zu irritieren schien. Der Chinese spielte wie aus einem Guss und drängte Penholder-Künstler Yoshida mit platzierten Schlägen immer wieder weit hinter den Tisch, wo dieser freilich chancenlos war und seine tief angesetzten, wilden Verzweiflungs-Gegenzieher immer wieder ins Netz oder hinter den Tisch setzte. Auch wurde die Körpersprache des sonst so starken Japaners immer schlechter, man sah ihm im Gesicht an, dass er kein taktisches Mittel fand. So siegte Hui Xu letztlich ungefährdet mit 11:7, 11:8, 11:7 und machte das Sensationsfinale zwischen Pontoise und Eslöv perfekt. Hatte der Sieger während des gesamten Matchs – im Gegensatz zu Yoshida – ganz ruhig und kontrolliert gewirkt, löste sich bei ihm die innere Spannung nach dem verwandelten Matchball. Hui Xu ließ seine Shorts herunter und präsentierte sich den Fans circa 15 Sekunden in strahlend blauer Unterhose.
Olimpia Unia Grudziadz – Eslovs Al Bordtennis 1:3
Yoshida KAII – Robert SVENSSON 2:3 (12:10, 11:6, 9:11, 5:11, 4:11)
WANG Yang – XU Hui 3:2 (11:6, 11:8, 8:11, 9:11, 11:9)
Patryk ZATOWKA – Mattias OVERSJO 1:3 (9:11, 11:7, 6:11, 3:11)
Yoshida KAII – XU Hui 1:3 (7:11, 8:11, 7:11)