Sensation im ausverkauften ARAG Center-Court, wo sich Titelverteidiger Borussia Düsseldorf – Favorit auch ohne den erkrankten Timo Boll – gegen die Bergneustädter Schwalben eine 1:3-Schlappe einfing und die Play-offs fast schon abschreiben muss.
Nein, es war wirklich kein stinknormaler TTBL-Spieltag, jener 17. Spieltag in Deutschlands-Eliteliga am 13. März 2016. Es spielte sich einiges ab, was man vorher nicht auf dem Schirm hatte, es gab wirklich faustdicke Überraschung und insgesamt über 2.800 Zuschauer erlebten – ganz nebenbei – noch gutes, spannendes Tischtennis.
Düsseldorf wehrte sich immerhin dreieinviertel Stunden gegen die drohende Niederlage gegen auf den Punkt top motivierte und hochkonzentrierte Schwalben, bei denen endlich auch mal Ricardo Walther – in den letzten Wochen und Monaten meist ein Schatten seiner selbst – richtig gut spielte. Walther war sogar der Matchwinner der Truppe aus dem Bergischen Land mit Siegen über Patrick Franziska und Kamal Sharath Achanta. Da zu Beginn auch noch Steffen Mengel das enge Duell mit Achanta zu seinen Gunsten entscheiden konnte, war der 3:0-Sieg von Panagiotis Gionis gegen Benedikt Duda lediglich der Ehrenpunkt von die ambitionierten Landeshauptstädter, für die eine Seuchensaison gewissermaßen ihre Krönung erfahren hatte. Achanta war gewissermaßen die tragische Figur dieser vorentscheidenden Begegnung. Gegen Mengel führte der Inder mit 2:0-Sätzen und 10:7, konnte aber keinen der drei Matchbälle verwandeln, gegen Walther vergab er bei 10:8 im vierten Durchgang zwei Matchbälle. Düsseldorf kann nur noch dann Vierter werden, wenn die Schwalben am 28.03. ihr Heimspiel gegen den Post SV Mühlhausen in den Sand setzen – anderenfalls steht der Underdog in seiner zweiten TTBL-Saison in der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft.
Düsseldorfs Trainer Danny Heister: „Nach so einem Spiel ist es immer schwer, wir haben genug Chancen gehabt. Wir haben viele Matchbälle vergeben und sind in einigen Entscheidungsphasen zu stressig gewesen. Das hat man bei Franziska gesehen, obwohl es keinen Grund gab. Es ist für mich unerklärlich, besonders bei Kamal, der eine super WM gespielt hat. Der Druck war natürlich groß und der ein oder andere konnte heute einfach nicht sein bestes Tischtennis abrufen. Das Leben geht weiter, auch wenn es jetzt erst einmal hart für uns ist.“ Schwalben-Trainer Jens Stötzel: „Ich bin total überwältigt. Das war grandios, was meine Jungs gezeigt haben. Wir haben heute glaube ich auch verdient gewonnen, so wie die Borussia damals in Bergneustadt. Ich weiß nicht, ob unsere Jungs es mehr wollten oder bei der Borussia der Druck zu groß war, es war auf jeden Fall zwischendurch hochklassiges Tischtennis. Riesen Gratulation an mein Team!“
Rein theoretisch könnte auch noch der SV Werder Bremen, beim 3:0 gegen Schlusslicht ASV Grünwettersbach, das dennoch erstklassig bleiben darf, durchaus gefordert – fünf Sätze gingen an die Badener –, noch den Platz an der Sonne erreichen. Dazu müssten aber sowohl Bergneustadt als auch Düsseldorf (in Grünwettersbach) verlieren und man selbst müsste bei keinem Geringeren als Saarbrücken gewinnen. Unrealistisch! Der SV Werder ist de facto raus und sollte sich auf den ETTU-Cup konzentrieren, wo der Titegewinn durchaus möglich erscheint.
Angesichts des „Hammers“ in Düsseldorf verblasste das mit großer Spannung erwartete Topspiel zwischen Fulda-Maberzell und Saarbrücken etwas – zumal beide Teams ersatzgeschwächt anzutreten hatten. Bei den Saarländern war mit Tiago Apolonia der beste Mann von der WM angeschlagen und nicht einsatzbereit, die Osthessen mussten ohne Ruwen Filus auskommen. Mit 3:2 siegte Maberzell und überholte damit di nun punktgleichen Saarbrücker in der Tabelle aufgrund der besseren Spieledifferenz. Dass der 1.FCS keinen spielfähigen Ersatzmann für Apolonia mit in die Rhön brachte und stattdessen Spielertrainer Bobo Grujic auf den Bogen geschrieben wurde, der dann aufgrund von Knieproblemen abschenkte, stieß auf einigen Unmut beim Gastgeber. Dennoch war es aus Sicht der Saarbrücker vermutlich alternativlos, da das Zweitligateam zeitgleich eine wichtige Partie in Frickenhausen (2:6) hatte. Fulda verhalf vor 750 Fans in der proppenvollen HUBTEX-Arena angesichts der merkwürdigen Personal-Konstellation dem 15-jährigen Trainersohn Fan Bo Meng, der normalerweise im Oberliga-Team aufschlägt, zu seinem Erstligadebüt. Der Youngster spielte nicht schlecht, stand gegen Bojan Tokic freilich auf verlorenem Posten. Da sich Wang Xi in guter Form präsentierte und sowohl Adrien Mattenet als auch Tokic in vier Sätzen niederhielt und Meng senior den kampflosen Sieg gegen Grujic verbuchte, war der Sieg der Osthessen in trockenen Tüchern. Da nützte es dem Gast auch nichts, dass Mattenet den Dänen Jonathan Groth ganz knapp zum zwischenzeitlichen 2:2-Ausgleich geschlagen hatte.
Doch vor den beiden stehen auf dem Spitzenplatz wieder die TTF Liebherr Ochsenhausen, die das schwierige Match in Mühlhausen mit 3:2 gewannen und – wie Fulda und Saarbrücken – 26:8 Punkte auf dem Konto haben, jedoch die beste Spieledifferenz dieses Trios vorweisen können. Dennoch bleibt es bis zum letzten Spieltag völlig offen, wer am Ende die Ränge eins, zwei und drei der Ligatabelle belegt. Als Play-off-Teilnehmer stehen alle drei Mannschaften ohnehin seit Längerem fest. Laut Ochsenhausens Sportmanager Danil Zwickl ist es für die TTF kein Thema von überragender Wichtigkeit, welcher Platz am Ende der Runde herausspringt: „Die anderen gucken auf die Tabelle, wir spielen einfach Tischtennis.“ Beim Post SV hatte jeder Ochsenhausener einen Punkt zum Sieg beigesteuert. Hugo Calderano und Jakub Dyjas schlugen Lars Hielscher, Simon Gauzy punktete gegen Bohumil Vozicky. Bei den Thüringern überragte Ovidiu Ionescu, der Dyjas und Calderano in die Schranken wies.
Ein Reinfall – somit Spigelbild der total verkorksten Saison – wurde das Abschiedsspiel des TTC Zugbrücke Grenzau für Andrej Gacina und Masaki Yoshida. Gegen den „Underdog“ aus Hagen sollte eigentlich ein klarer Sieg herausspringen. Pustekuchen! Zur Pause – Gacina vs. Nuytinck 3:0; Yoshida vs. Källberg 3:0 – roch es noch nach dem Kantersieg, doch die Partie kippte. Borna Kovac schlug Qiu Liang deutlich (3:0), Anton Källberg legte gegen Gacina nach (3:2) und Nuytinck vollendete den Coup durch ein 13:11 im Entscheidungssatz über den staunenden Masaki Yoshida. Die Westerwälder werden die Runde auf einem unbefriedigenden siebten Platz – mit großem Abstand zum Tabellensechsten – beenden. Und das mit einer so starken Truppe, die allerdings zeitweise vom Verletzungspech heimgesucht war.
TTBL, 17. Spieltag, Übersicht
Borussia Düsseldorf – TTC Schwalbe Bergneustadt 1:3
Sharat Kamal Achanta – Steffen Mengel 2:3 (12:10, 11:6, 10:12, 9:11, 8:11)
Patrick Franziska – Ricardo Walther 1:3 (7:11, 11:13, 12:10, 6:11)
Panagiotis Gionis – Benedikt Duda 3:0 (13:11, 11:9, 11:8)
Sharat Kamal Achanta – Ricardo Walther 1:3 (11:7, 5:11, 11:6, 10:12, 4:11)
Post SV Mühlhausen – TTF Liebherr Ochsenhausen 2:3
Ovidiu Ionescu – Jakub Dyjas 3:0 (11:9, 11:8, 11:5)
Lars Hielscher – Hugo Calderano 0:3 (8:11, 7:11, 9:11)
Bohumil Vozicky – Simon Gauzy 3:2 (11:13, 11:8, 10:12, 11:5, 12:10)
Ovidiu Ionescu – Hugo Calderano 3:2 (11:6, 9:11, 5:11, 11:8, 11:8)
Lars Hielscher – Jakub Dyjas 1:3 (12:10, 8:11, 7:11, 10:12)
TTC Zugbrücke Grenzau – TTC Hagen 2:3
Andrej Gacina – Cedric Nuytinck 3:0 (11:6, 11:8, 11:8)
Masaki Yoshida – Anton Källberg 3:0 (11:8, 11:5, 11:5)
Liang Qiu – Borna Kovac 0:3 (9:11, 7:11, 8:11)
Andrej Gacina – Anton Källberg 2:3 (8:11, 16:18, 11:9, 11:6, 4:11)
Masaki Yoshida – Cedric Nuytinck 2:3 (11:8, 11:8, 8:11, 9:11, 11:13)
TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell – 1. FC Saarbrücken TT 3:2
Fan Bo Meng – Bojan Tokic 0:3 (7:11, 8:11, 4:11)
Wang Xi – Adrien Mattenet 3:1 (11:8, 11:5, 8:11, 11:6)
Qing Yu Meng – Slobodan Grujic 3:0 (11:0, 11:0, 11:0)
Jonathan Groth – Adrien Mattenet 2:3 (11:4, 10:12, 11:5, 8:11, 10:12)
Wang Xi – Bojan Tokic 3:1 (11:9, 7:11, 11:8, 11:9)
SV Werder Bremen – ASV Grünwettersbach 3:0
Hunor Szöcs – Samuel Walker 3:1 (11:5, 11:6, 9:11, 12:10)
Kirill Skachkov – Alvaro Robles 3:2 (6:11, 5:11, 11:7, 11:7, 11:4)
Constantin Cioti – Joao Geraldo 3:2 (7:11, 11:5, 11:4, 5:11, 11:8)