Timo Boll bezweifelt, bei der Mannschafts-WM in Kuala Lumpur (28. Februar bis 6. März) in Bestform zu sein. Jedenfalls klangen einige seiner Aussagen bei der WM-Pressekonferenz des DTTB am Montag im Düsseldorfer Tischtennis-Zentrum nicht allzu optimistisch.
„Ich bin noch nicht bei 100 Prozent, das Knie reagiert noch immer auf hohe Belastungen“, sagte Boll. „Ich werde mich sicher im Turnierverlauf steigern, aber ob es am Ende reicht, um die Top-10-Spieler zu schlagen, müssen wir abwarten.“
Der Weltranglisten-Neunte aus dem Odenwald, im eigenen Land inzwischen von Dimitrij Ovtcharov überflügelt, hatte sich Ende September am Knie operieren lassen und bis kurz vor Weihnachten pausiert. „Momentan fehlen mir die Automatismen, nach Monaten Pause geht die Routine verloren“, sagte der 34-Jährige. Wer miterlebt hat, wie mühsam sich Boll am Sonntag in der TTBL zum 3:2-Sieg über den Hagener Cedric Nuytinck gequält hat, wird die Aussagen des Düsseldorfer Spitzenspielers bestätigen.
Bolls Prioritäten im Jahr 2016 sind eindeutig: „Olympia ist wichtiger als die Team-WM. Daher habe ich meine gute Vorbereitung auf die WM mit Blick auf Rio geopfert.“ Dennoch hofft der prominente Linkshänder in Malaysia auf den vierten deutschen WM-Finaleinzug in Folge: „Wenn alle topfit sind, sind wir nach China die beste Nation.“
Allerdings ist auch die Nummer eins des Nationalteams, Dimitrij Ovtcharov, von Blessuren nicht verschont. Der Europameister leidet unter einem entzündeten Nerv im Rücken, geht aber davon aus, die Schmerzen in den Griff zu bekommen. Natürlich ist die WM für „Dima“, der am Samstag in Saarlouis beim Energis Masters noch ein ganzes Stück von seiner Bestform entfernt war, ein extrem wichtiges Turnier, allerdings auch ein vorzügliches Vorbereitungsturnier für Rio: „Da kann man sich viel Selbstvertrauen für Olympia holen.“
Neben Boll und Ovtcharov hat Bundestrainer Jörg Roßkopf Bastian Steger (Bremen), Ruwen Filus (Fulda) und Patrick Franziska (Düsseldorf) für die WM nominiert. Bei den letzten Weltmeisterschaften in Kuala Lumpur vor 16 Jahren hatten die Ausnahmekönner aus dem Reich der Mitte im Finale gegen Schweden verloren – die letzte chinesische Niederlage bei einer Mannschafts-Weltmeisterschaft. „Rossi“ sieht das als gutes Omen: „Das schwirrt natürlich in den Köpfen der Spieler und in mir herum. Daran sieht man, was der Wille ausmachen kann.“