Bei den mit 400.000 US-Dollar dotierten Qatar Open in Doha geht es auf die Zielgerade zu. Bei dem ITTF-Tour-Event der höchsten (Platinum-) Kategorie haben im Herren-Turnier drei Europäer die Viertelfinals erreicht, die am heutigen Samstag ausgetragen werden: Simon Gauzy, Liam Pitchford und Jon Persson.
Zum Stelldichein der Tischtennis-Weltelite in der Hauptstadt des Emirats am Persischen Golf hatten 17 der besten 25 Spieler der Welt gemeldet, darunter auch die besten Chinesen wie etwa die in der Weltrangliste führenden Xu Xin und Fan Zhendong – beide sind noch im Rennen. Neben wichtigen Punkten für die Weltrangliste geht es im Aspire Dome zu Doha auch um ein sattes Preisgeld, alleine jeweils 44.0000 Dollar erhalten die Sieger der Einzelkonkurrenzen.
Deutsche sind nicht mehr vertreten – der zurzeit etwas schwächelnde Patrick Franziska unterlag in der ersten Hauptrunde dem chinesischen Qualifikanten Xu Chenhao und war beim 6:11, 6:11, 5:11 und 2:11 erschreckend chancenlos. Jener Xu bekam übrigens am Freitag im Achtelfinale von Fan Zhendong die Grenzen aufgezeigt (11:4, 11:5, 11:9, 11:3).
Die letzten drei Europäer im Turnier sind Simon Gauzy, Liam Pitchford und Jon Persson. Gauzy gewann in der Runde der letzten 16 das Ochsenhauser Klubduell gegen Hugo Calderano überraschend deutlich mit 4:1 (6:11, 11:8, 11:9, 11:1, 11:8) und muss sich im Viertelfinale dem Weltranglistenersten Xu Xin stellen, der Koki Niwa keinen Satz überließ. Calderano wird somit ziemlich sicher im Bundesliga-Topspiel seiner TTF am Sonntag in Düsseldorf auflaufen, ob Gauzy dabeisein kann, steht noch in den Sternen.
Chuang und Samsonov immer noch Weltklasse
Der Ex-Ochsenhauser Liam Pitchford, in der Weltrangliste bereits auf Platz 22 angekommen, wird immer besser. Der hagere Engländer schaltete in Doha auch Vladimir Samsonov in sechs Sätzen aus – der 43-jährige Weißrusse erlebt gerade einen weiteren Tischtennis-Frühling, den wievielten seiner langen Karriere vermag eigentlich niemand zu sagen. „Vladi“ hatte zuvor unter anderem die Chinesen Zhou Yu (4:1) und Lin Gaoyuan (4:3), letzterer immerhin die Nummer vier der Welt, aus dem Turnier gekegelt. Pitchford trifft am Samstag im Viertelfinale mit Chuang Chih-Yuan auf einen weiteren Dauerbrenner, dessen Formkurve derzeit auch wieder steil nach oben zeigt. Aber der Taiwaner ist ja auch „erst“ 38 und somit ein Jahr jünger als Timo Boll, der am Sonntag seinen 39.Geburtstag im ARAG CenterCourt am Tischtennistisch feiert. Qualifikant Chuang hatte seinen großen Coup in der ersten Hauptrunde, als er den an fünf gesetzten Tomokazu Harimoto nach zwischenzeitlichem 0:2 noch in sechs Sätzen eliminieren konnte.
Jon Persson hatte im Schweden-Duell mit Mattias Falck nach fünf Durchgängen überraschend die Nase vorne. Zur „Belohnung“ darf der Sieger nun gegen Fan Zhendong in die Box. Ausgeschieden ist übrigens Weltmeister und Olympiasieger Ma Long, der das Achtelfinale nicht „überlebte“ und nach sieben Sätzen seinem Landsmann Wang Chuqin gratulieren musste.
Endstation Achtelfinale für Shan nach einigen Highlights
Bei den Damen, die bereits die Viertelfinals gespielt haben, waren seit jener Runde nur noch Asiatinnen im Turnier. Mit der bis einschließlich der ersten Hauptrunde großartig aufspielenden Shan Xiaona vom ttc berlin eastside hatte sich am Freitag die letzte für eine europäische Nationalmannschaft aktive Spielerin verabschiedet. Shan unterlag im Achtelfinale der Singapur-Chinesin Feng Tianwei überraschend deutlich mit 7:11, 7:11, 6:11 und 8:11. Zuvor hatte sie immerhin die Chinesin He Zhuojia (Weltrangliste Platz 17) mit 4:1 geschlagen sowie ihre rumänische eastside-Teamkollegin Bernadette Szöcs, die allerdings nur in der Champions League für den Hauptstadtklub aufschlägt, in sechs Sätzen in die Schranken gewiesen.
Dreimal China, einmal Japan heißt es am Samstag in den Halbfinals. Die topgesetzte Weltranglistenerste Chen Meng (4:1 gegen Wang Yidi) trifft auf Wang Manyu (4:2 gegen Zhu Yuling), während sich die Weltranglistendritte Mima Ito (Japan) nach ihrem 4:2 gegen Feng Tianwei mit der Ex-Branchenführerin Ding Ning duelliert. Ding hatte in der Runde der letzten Acht mit 4:0 über Chen Xingtong triumphiert, die zuvor die Weltranglistenzweite Sun Yingsha ganz glatt besiegt hatte.
In den Doppel-Wettbewerben stehen die Finalisten fest. Bei den Herren treffen die favorisierten Ma Long/Xu Xin auf das England-Duo Paul Drinkhall/Liam Pitchford, bei den Damen messen sich die Japanerinnen Miyuu Kihara und Miyu Nagasaki mit den Chinesinnen Wang Manyu/Zhu Yuling – letztere eindeutig in der Favoritenrolle. Und im Mixed-Endspiel stehen sich das Japan-Duo Jun Mizutani/Mima Ito und die chinesische Formation Wang Chuqin/Su Yingsha gegenüber.
Qatar Open auf der Webseite der ITTF
Text & Fotos (2): Dr. Stephan Roscher
Foto Pitchford: ITTF