Nun hat es doch nicht gereicht zum großen Coup ohne den erkrankten Timo Boll. Was am Morgen gegen die Schweden noch funktioniert hatte, glückte am Nachmittag im Halbfinale gegen Frankreich nicht erneut.
Dabei hatte es für das „Zweier-Team“ des DTTB – eine Ersatzstellung ist im Reglement nicht vorgesehen – im Halbfinale der European Games gegen Frankreich lange recht gut ausgesehen. Man hatte mit 2:0 in Front gelegen durch Dimitrij Ovtcharovs 3:1 über Adrien Mattenet und Patrick Baums 3:2 über Simon Gauzy.
Das Doppel ging kampflos an die Franzosen. Dann jedoch hätte Ovtcharov gegen Emmanuel Lebesson (Foto) alles klarmachen können und ging als eindeutiger Favorit an den Tisch. Doch man merkte dem Weltranglisten-Sechsten den Druck an, der auf seinen Schultern lastete, während sein Gegner den entscheidenden Tick unbeschwerter wirkte. Mit 11:5 und 11:9 legte Lebesson vor, „Dima“ verkürzte (11:8), geriet jedoch im vierten Satz mit 4:7 in Rückstand. Er kämpfte sich zwar heran und konnte zum 9:9 egalisieren, doch am Ende hieß es 11:9 für seinen Gegner.
Damit war die Messe gelesen und Deutschlands Traum geplatzt. Nun muss man mit dem Spiel um Platz 3 (Montag, 14:00 Uhr) Vorlieb nehmen. Gegner wird Österreich sein, das die andere Halbfinalpartie gegen Portugal soeben mit 1:3 verlor (Gardos – Apolonia 2:3, Fegerl – Freitas 3:2, Habesohn/Gardos – Geraldo/Apolonia 1:3, Fegerl – Geraldo 2:3). Es scheint als habe Finalist Portugal mit dem 19-jährigen Joao Geraldo aus dem Ochsenhausener Liebherr Masters College einen neuen Shootingstar. In dieser Verfassung und mit drei etwa gleichstarken Spielern von europäischem Topniveau darf der Europameister im morgigen Finale gegen Frankreich (ab 17:00 Uhr) als Favorit gelten.
Es wird wohl noch einige Diskussionen um den Modus geben, den der Berichterstatter für höchst fragwürdig hält, nicht etwa weil in diesem Fall Deutschland der Leidtragende war, sondern weil es so sportlich unbefriedigend ist und den Zuschauern nicht gerecht wird, die nicht zu einem solchen Event kommen, um reihenweise abgeschenkte Spiele zu erleben.
Besser lief es für die DTTB-Damen, die gegen die Tschechische Republik auch ihr drittes Match der European Games mit 3:0 gewannen und am Montag um 6:30 Uhr deutscher Zeit nach Gold greifen. Finalgegner sind die Niederlande mit Li Jiao, Li Jie und Britt Eerland, die die Auswahl der Ukraine im anderen Halbfinal-Match mit 3:2 schlagen konnten. Den deutschen Sieg gegen Tschechien stellten Han Ying (3:1 gegen Iveta Vacenovska), Petrissa Solja (3:0 gegen Renata Strbikova) sowie das Doppel Shan Xiaona/Solja (3:0 gegen Hana Matelova/Vacenovska) sicher.
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