Dass der bis zum Wochenende zu den abstiegsbedrohten Mannschaften zählende TSV Schwabhausen sowohl in Busenbach als auch in Böblingen als Sieger vom Tisch gehen würde, hat die Oberbayern selbst überrascht. Nach vier Punkten auf ihrer Baden-Württemberg-Tour sind Winter und Co. ihre Abstiegssorgen los.
Der Aufsteiger siegte am Samstagabend beim TV Busenbach mit 6:4 und setzte am Sonntag noch einen drauf, spielte noch einen Tick stärker und gewann sogar bei den favorisierten Böblingerinnen mit 6:3. Mit nun 10:12 Punkten stieß man auf den vierten Tabellenplatz vor und kann den Rest der Saison recht entspannt in Angriff nehmen.
TV Busenbach – TSV Schwabhausen 4:6
Eine überragende Sabine Winter, an drei der sechs Schwabhausener Punkte in Waldbronn beteiligt, war die halbe Lebensversicherung für den TSV. Den Badenerinnen blieb dagegen beim vierten 4:6 im sechsten Heimspiel das Pech treu. Mit 4:18 Zählern stehen sie inzwischen doch schon etwas abgeschlagen auf dem vorletzten Platz – bei vier Punkten Rückstand auf den Tabellensiebten Böblingen ist es nicht mehr allzu wahrscheinlich, dass Krämer und Co. die Bundesliga-Abschiedssaison des Ex-Meisters auf einem Nichtabstiegsplatz beenden.
In den Doppeln machte der Gast gleich zu Beginn einen, wenn nicht den entscheidenden Schritt: Winter/Tiefenbrunner setzten sich in einem ganz engen Match mit 3:2 gegen Krämer/Göbel durch, während Wang/Jeger wenig Probleme hatten, Lung/Grohmann mit 3:0 auf Distanz zu halten.
Die bärenstarke Sabine Winter sorgte mit ihren Erfolgen über Jessica Göbel (3:0) und Tanja Krämer (3:1) für zwei weitere Punkte des Aufsteigers. Zwar konnten sich Göbel mit 3:2 und Krämer mit einem glatten 3:0 an der US-Amerikanerin Crystal Wang schadlos halten, die zu ihrem vierten Bundesligaeinsatz kam – tags darauf in Böblingen folgte der fünfte –, doch das änderte nichts daran, dass der TVB in dieser Partie immer der Musik hinterher lief. Selbst der Umstand, dass die Belgierin Lisa Lung im hinteren Paarkreuz überragte und weder gegen Alina Nikitchanka (3:1) noch gegen Mateja Jeger (3:0) etwas anbrennen ließ, führte nicht dazu, dass Busenbach auch nur einmal ausgleichen konnte, da beide TSV-Spielerinnen wenig Mühe mit der grippegeschwächten Lea Grohman hatten, deren Debütsaison im Oberhaus generell unglücklich verläuft, wovon auch ihre Einzelbilanz von 1:16 zeugt.
„Die Doppel waren entscheidend“, räumte TVB-Kapitänin Jessica Göbel ein. „Sabine [Winter] hat im Doppel überragend gespielt, nahezu ohne Fehler. Wir haben knapp und vielleicht etwas unglücklich 2:3 verloren.“ Sabine Winter sei die Schlüsselspielerin im Gästeteam gewesen: „So dominant, wie sie im Doppel war – so spielte sie auch ihre Einzel. Heute hatten Tanja und ich gegen Sabine kein Mittel, aber gegen Wang haben wir zwei Siege eingefahren.“ Göbel führte ihre Analyse fort: „Lisa [Lung] war unten bärenstark – zwischendurch mal etwas wackelig, aber nie wirklich in Gefahr. Lea [Grohmann] hat im Rahmen Ihrer Möglichkeiten grippegeschwächt alles gegeben. Am Ende eine knappe Niederlage, die mit einem Doppelsieg hätte abgewendet werden können. Ein 0:2-Rückstand in einer 50:50 Partie ist normal nicht einzuholen.“
„Wie erwartet, war es ein enges Spiel mit dem besseren Ende für uns“, so das Fazit des TSV-Trainers Alexander Yahmed. „Schlüssel waren am Anfang die zwei Doppel.“ Yahmed ergänzte mit Blick auf das Böblingen-Spiel am Sonntagvormittag: „Jetzt heißt es Kräfte sammeln und morgen nochmal eine top Leistung abrufen.“ Nun, das ist seinem Team wirklich gelungen.
SV Böblingen – TSV Schwabhausen 3:6
Dass Schwabhausen am Wochenende in der Tabelle sogar an der SV Böblingen vorbeiziehen würde, hatten allenfalls die kühnsten Optimisten im TSV-Lager für möglich gehalten. Doch es trat ein, die Truppe aus Oberbayern revanchierte sich mit einem redlich erkämpften 6:3-Erfolg in der „Höhle des Löwen“ für die knappe 4:6-Niederlage im Hinspiel und durfte sich über ein perfektes Wochenende freuen, dem besten seit dem Wiederaufstieg. Die Frauen der SV Böblingen warten dagegen weiter auf ihren ersten Rückrunden-Zähler.
Nach den Doppeln stand es vor immerhin 200 Tischtennisfans 1:1. Qianhong Gotsch/Rosalia Behringer gewannen die ersten beiden Sätze gegen Mateja Jeger/Crystal Wang. Die Schwabhauserinnen konnten egalisieren, doch im fünften Satz spielten die Böblingerinnen variabler und konnten mit einem 11:6 ihren Nimbus als derzeit bestes Bundesliga-Doppel (Bilanz nun 9:1) wahren. Mitsuki Yoshida/Annett Kaufmann unterlagen allerdings Schwabhausens Sabine Winter/Laura Tiefenbrunner in vier Durchgängen.
Im ersten Einzel belang Defensiv-Ass Qianhong Gotsch das erwartete, lockere 3:0 gegen Crystal Wang. Mitsuki Yoshida blieb gegen Sabine Winter bereits zu Anfang des Matchs mit dem Daumen an der Tischkante hängen. Nach einer Behandlungspause konnte Böblingens Japanerin zwar weiterspielen, eine Chance hatte sie aber gegen die bereits am Vorabend stark aufspielende deutsche Nationalspielerin nicht – Pausenstand: 2:2.
Rosalia Behringer und Jugend-Nationalspielerin Laura Tiefenbrunner lieferten sich ein schön anzuschauendes Match Abwehr vs. Angriff, das über die volle Distanz ging. Am Ende durfte Tiefenbrunner jubeln, die im Entscheidungsdurchgang dominierte. SVB-„Nesthäkchen“ Annett Kaufmann zeigte ein erfrischendes Spiel, konnte aber gegen die routinierte Kroatin Mateja Jeger, die ihre kurzen Noppen gekonnt einsetzte, wenig ausrichten – die Gäste lagen mit 4:2 in Front. Gegen „Hongi“ Gotsch mit ihrer extrem dichten Abwehr konnte dann auch Sabine Winter nichts reißen, doch stellte Crystal Wang mit ihrem dritten Einzelsieg in dieser Saison gegen die wegen ihres Daumens leicht gehandikapte Mitsuki Yoshida den alten Abstand wieder her. Mateja Jeger blieb es vorbehalten, mit einem 3:0 über Rosalia Behringer den zweiten TSV-Sieg binnen 16 Stunden unter Dach und Fach zu bringen.
„Da bleibt uns nur, dem Gast zu gratulieren“, so SVB-Manager Frank Tartsch, der die starke Leistung des Gästeteams neidlos anerkannte. „Der Gegner war besser“, gab denn auch SVB-Coach Sönke Geil zu Protokoll. „Als sich „Joschi“ [Mitsuki Yoshida] im ersten Satz den Finger angeschlagen hatte, wurde es für uns schwierig. Gegen dieses Schwabhausen in Bestbesetzung war für uns sowieso maximal ein 5:5 drin.“
„Wir sind sehr glücklich, die Mannschaft der Stunde zu sein“, freute sich TSV-Trainer Alexander Yahmed. „Ich denke, das war eine Top-Leistung unserer Mannschaft, aber uns ist auch klar, es ist in Böblingen alles für uns gelaufen. Nach dem Wochenende scheint es so, als ob wir uns von den Abstiegssorgen verabschiedet haben. Aber das ist uns egal, wir sind hoch motiviert für die nächsten Spiele.“
Text & Fotos (3): Dr. Stephan Roscher