Ab heute ist Thomas Weikert, der seit 2005 dem Deutschen Tischtennis-Bund (DTTB) vorsteht, Präsident des Tischtennis-Weltverbandes ITTF (International Table Tennis Federation).
Der langjährige Präsident Adham Sharara – 61-jähriger ehemaliger ägyptischer Nationalspieler und Wahl-Kanadier, dem eine gute Amtsführung mit „Mut zu kreativen Ansätzen und Lösungen“ (Hans Wilhelm Gäb) attestiert wird – hatte kurz vor Beginn der Mannschafts-WM in Japan seinen Rücktritt angekündigt, der mit dem heutigen Tag wirksam wird. Sharara stand seit 1999 an der Spitze der ITTF.
Der 52-jährige Ex-Bundesliga- und aktuelle Verbandsligaspieler Weikert, Jurist mit eigener Kanzlei in Limburg mit den Spezialgebieten Familien- und Sportrecht, übernimmt die Schlüsselposition im Weltverband laut Satzung als Shararas Vize.
Der DTTB-Chef, erstmals 2009 ins ITTF-Präsidium berufen, wurde im Mai 2013 im Rahmen der WM in Paris wiedergewählt und im Herbst vergangenen Jahres zum Stellvertreter Shararas ernannt. Als Stellvertreter könnte Weikert laut ITTF-Satzung die präsidiale Funktion, die ein bezahltes Amt ist, bis zu den nächsten regulären Wahlen 2017 ausüben.
Der neue Chef des Weltverbandes äußert sich zu seiner neuen Position wie folgt: „Ich habe großen Respekt vor dem Amt und vor der Aufgabe. Ich war als Vize- und seit einem Jahr auch stellvertretender ITTF-Präsident schon in vieles eingebunden, gehe aber davon aus, noch einiges Neue kennenzulernen. Es wird mit Sicherheit eine spannende, sehr interessante Zeit.“ Weikert, neben Klaus Schormann (Moderner Fünfkampf) und Sepp Fendt (Rodeln) einer von drei deutschen Präsidenten in Weltverbänden olympischer Sportarten, macht deutlich: „Ich bin zwar Deutscher, aber kein deutscher Präsident, sondern für alle da. Der Ausbau der ITTF-Entwicklungshilfeprojekte ist eine meiner Herzensangelegenheiten. Unser Sport soll in so vielen Ländern wie möglich von vielen Menschen gespielt werden und dabei nicht nur dem körperlichen und geistigen Training dienen, sondern auch verbindendes Element sein.“
„Revolutionen“, wie unter seinem Vorgänger mit der Verkürzung der Zählweise von 21 auf elf Punkte und der Vergrößerung des Balles um zwei Millimeter erfolgt, soll es unter ihm nicht geben, wohl aber Innovatives. So hält er eine weitere Entschärfung des Aufschlags für denkbar und begrüßt den zweifarbigen Ball, der im August in Halbfinale und Finale der Chinese Super League getestet worden ist. Weikert wünscht sich, dass der Aufschlag weniger entscheidend ist, es weniger Fehler gibt, die für den Zuschauer vermeidbar wirken, dass mehr sehenswerte, langen Ballwechsel entstehen und der Tischtennissport insgesamt leichter verständlich wird. „Damit es nicht gleich zu Protesten an der Basis kommt, die sich ja gerade erst an den Plastikball gewöhnt: Solche Ideen müssen wir zunächst intensiv testen“, sagt Weikert. „Umsetzen können wir sie nur sehr behutsam und mit langem Vorlauf. Ich halte es außerdem für denkbar, dass wir etwas wie den zweifarbigen Ball nur im Profibereich einsetzen.“ Als Präsentationsbühne für solch zukunftsweisende Projekte möchte er ein Preisgeldturnier einrichten, an dem die Topspieler unter Realbedingungen mit möglichst großer Zuschauern und Medienpräsenz teilnehmen.
Weikert wird an seiner Präsidentschaft im DTTB festhalten – laut Satzungen von DTTB und ITTF ist eine Doppel-Funktion möglich: „Ich muss jedoch sicher sein, dass ich beide Ämter vollständig ausfüllen kann.“ Auch seine Tätigkeit in der Limburger Anwaltskanzlei möchte er fortsetzen.