Mi., 12. März 2025
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„Macht viel mehr Spaß als Schule“ – Interview mit Ochsenhausens BFDler Raphael Dörner

Seit 1. September 2013 ist der 19-jährige Raphael Dörner als Bundesfreiwilliger bei den TTF Liebherr Ochsenhausen tätig.

Der Bundesfreiwilligendienst (BFD), 2011 als Initiative zur freiwilligen, gemeinnützigen und unentgeltlichen Arbeit ins Leben gerufen, wurde als Reaktion auf die Aussetzung der Wehrpflicht und damit auch des Zivildienstes eingeführt. Er soll die bestehenden Freiwilligendienste wie Freiwilliges Soziales Jahr und Freiwilliges Ökologisches Jahr ergänzen und das bürgerliche Engagement fördern. Unter 27-Jährige im Bundesfreiwilligendienst sollen in Vollzeit arbeiten, Freiwillige ab 27 Jahren müssen wenigstens 20 Wochenstunden zur Verfügung stehen.

BFDlern bietet sich unter anderem auch die Möglichkeit, bei Sportvereinen tätig zu werden, selbstverständlich auch im Tischtennis. Einige Profi-Klubs – in der TTBL zum Beispiel auch der TTC Zugbrücke Grenzau zu nennen – arbeiten inzwischen erfolgreich mit Bundesfreiwilligen.

Raphael Dörner hat schon in diverse Bereiche bei den Oberschwaben hineingeschnuppert, und dort sogar eigene Akzente gesetzt. Zudem ist er mit einer fast ansteckenden Begeisterung bei der Sache. Sein letztes „Baby“ war der Countdown mit TTF-Größen, Prominenten und Sportinteressierten aus der Region zum ETTU-Cup-Finale, zu dem er sämtliche Interviews und Fotos beigesteuert hat.

Wir unterhielten uns ausgiebig mit dem sportbegeisterten jungen Mann, der aus Furth bei Landshut stammt und im Mai letzten Jahres am dortigen Maristen-Gymnasium sein Abi „gebaut“ hat, über seine Tätigkeiten und Aktivitäten bei den TTF sowie seine weiteren Ziele und Pläne.

 

Raphael, Du bist von Furth nach Ochsenhausen gezogen – konntest Du dich schnell in deiner neuen Umgebung einleben?

„Es fiel mir durchaus recht leicht, mich in der neuen Umgebung einzuleben. Mein Heimatort ist recht klein, vielleicht ein Drittel der Größe von Ochsenhausen, und ist ebenfalls in einer eher ländlichen Gegend. Da kommt es einem beinahe schon wie Luxus vor, dass man in Ochsenhausen so ziemlich alles, was man braucht, direkt vor Ort hat und bequem zu Fuß erreichen kann, ohne darauf angewiesen zu sein, regelmäßig zur nächst größeren Stadt zu kommen.“

Wie ist es für Dich, in Ochsenhausen so richtig zu arbeiten? Wo liegt der Unterschied zu Deiner Zeit als Schüler? 

„Es ist durchaus anstrengend und fordernd, bisher kannte ich nur den Tagesablauf von meiner Schulzeit und da war der „Arbeitstag“ dann einfach schon Mittags oder vielleicht ein Mal in der Woche erst am späten Nachmittag vorbei. Hier hingegen kommt zu der regulären Arbeitszeit im Büro auch noch das Halten von drei bis vier Trainingseinheiten in der Woche, die Organisation der Heimspiele der Profis und die Betreuung der Jugendmannschaften an den Wochenenden. Es kostet durchaus mehr Zeit als in der Schule und erfordert mehr Einsatz, macht aber einfach deutlich mehr Spaß, was es somit mit Leichtigkeit ausgleicht.“

Welche Aufgaben versiehst Du bei den TTF Liebherr Ochsenhausen?

„Aktuell bestehen meine Aufgaben in der Verwaltung der Vereinshomepage beziehungsweise der Social Media Accounts auf Facebook und Twitter, zudem diversen Aufgaben in Vorbereitung und während der Heimspiele, so unter anderem auch der Organistion des Live-Streamings. Ferner bin ich  mit dem Halten des Jugend- und Aktiventrainings befasst, der Organisation einer Schul-AG, der Sammlung von Presseartikeln und der Bearbeitung von Autogrammwünschen. Hinzu kommen kleinere Aufgaben, die immer mal wieder anfallen. Darüber hinaus habe ich zu Beginn meines Bundesfreiwilligendienstes ein Pilotprojekt in Vorbereitung zu Jugend trainiert für Olympia organisiert“.

Was fordert Dich an Deiner Arbeit am meisten?

„Als fordernd empfinde ich die recht große Eigenverantwortung und die Tatsache, dass ich meine Zeit nun selbst organisieren muss. Bisher wurde mir immer durch meinen Stundenplan genau vorgegeben, wann ich wo zu sein hatte, und auch daheim hatte ich immer gewisse Vorgaben. Doch jetzt, da ich alleine in meiner Wohnung hier in Ochsenhausen lebe und selbst schauen muss, wie ich jeden Tag meine Aufgaben zeitlich einteile, wird mir abgesehen von ein paar Terminen wie Trainingszeiten nichts vorgegeben und ich muss selber schauen wie ich zeitlich alles schaffe.“

Was macht Dir an deiner Arbeit am meisten Spaß?

„Die Vielfalt bereitet mir besonders Spaß, es gibt in dem Sinne keine zwei Tage, an denen ich das Gleiche mache. Insbesondere nach der langen und anstrengenden Schulzeit, in der man über Jahre hinweg prinzipiell täglich das Gleiche macht, ist es regelrecht eine Wohltat, Abwechslung in den Alltag zu bekommen.“

Wie ist es, mit Profisportlern, Trainern und Managern so direkten Kontakt zu haben?

„Anfangs war es etwas ungewohnt, insbesondere durch die Tatsache, dass man sich eigentlich nur auf Englisch unterhalten kann, doch prinzipiell ist es sehr spannend, da man sich durchaus das eine oder andere von den Profis abgucken kann und eine Menge darüber erfährt, was eigentlich so alles hinter dem Sport selbst steht.“

Hattest Du schon vorher einen besonderen Bezug zum Tischtennissport und wie sieht es jetzt damit aus?

„Ich war schon immer sehr begeistert beim Tischtennis, schon seit ich vor fast zwölf Jahren mit dem Sport angefangen habe. Ich bin zwar kein großes Talent, aber ich habe immer recht viel trainiert und hatte meinen Spaß dabei. Für mich war allerdings immer klar, dass ich Trainer werden wollte, weshalb ich bereits im August 2010 mit meinem ersten Lizenzerwerb begonnen habe. Mittlerweile habe ich die C- und die P-Trainer-Lizenz im Tischtennis und bin auf dem besten Weg, im September meine B-Lizenz zu erhalten.“

Wie bewertest Du Deine Zeit bei den TTF Liebherr Ochsenhausen bis jetzt? Hat es Dir etwas gegeben, hat es Dich weitergebracht?

„Ich sehe die Zeit bisher überaus positiv, vielleicht sogar als die beste Zeit meines bisherigen Lebens. Ich konnte sehr viel Neues lernen, neue Kontakte knüpfen und viele interessante Erfahrungen machen.“

Kannst du dir vorstellen, in Zukunft auch weiterhin im Bereich des professionellen Sports zu arbeiten?

„Mein Interesse daran wurde im Laufe diesen Jahres auf jeden Fall geweckt, ich ziehe es durchaus in Betracht, einen Studiengang in Richtung Sportmanagement zu belegen und mit etwas Glück bietet sich mir vielleicht sogar die große Chance, meinen weiteren Weg mit den TTF zu gehen, das wird sich aber erst noch zeigen.“

Weshalb kann man es sportinteressierten jungen Menschen unbedingt empfehlen, eine Tätigkeit im Rahmen des BFD, etwa bei den TTF Liebherr Ochsenhausen, zu übernehmen?

„Voranschicken muss ich auf jeden Fall schon, dass die Stelle bei den TTF nicht eine ist, die sich für absolut jeden eignet. Man muss großes Engagement und viel Arbeitswillen mitbringen, wird dafür aber auch mit der meiner Auffassung nach interessantesten und spannendsten Einsatzstelle überhaupt belohnt. Man wird sowohl gefördert, um sich weiterentwickeln zu können, als auch gefordert. Für mich war es genau das Richtige und ich hätte mit keinem Bundesfreiwilligen tauschen wollen, auch nicht, wenn ich an anderer Stelle ziemlich sicher mehr Freizeit gehabt hätte. Ich kann also jedem vielseitig interessierten, engagierten jungen Menschen, der sowohl am Sport als auch an den Menschen dahinter Gefallen findet, der neue Erfahrungen machen möchte, der im Rahmen des BFD-Projekts Leistung bringen und es nicht nur als ein Jahr „Urlaub“ nutzen möchte, diese Einsatzstelle nur wärmstens empfehlen. Wenn ich noch einmal vor der Wahl stehen würde und mich entscheiden müsste, was ich nach dem Abitur mache, würde ich erneut die gleiche Entscheidung treffen.“

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