Mühlhausen in Thüringen war am Wochenende Schauplatz der Deutschen Jugendmeisterschaften 2014. Bei den Jungen und Mädchen setzten sich die an eins gesetzten Akteure eindrucksvoll durch. Zwei aktuelle Jugend-Nationalspieler des DTTB drückten den Konkurrenz ihren Stempel auf. So konnte Zweitligaspieler Kilian Ort vom TSV Bad Königshofen an seinem 18. Geburtstag den ersten und letzten Titel eines nationalen Jugendmeisters in seiner Karriere erringen – Ort wird künftig nur noch im Herren-Bereich aufschlagen. Im Finale besiegte die Nummer eins der Setzliste den Frickenhausener Qiu Dang mit 4:1. Deutsche Jugendmeisterin 2014 wurde Chantal Mantz vom Erstligisten SV DJK Kolbermoor. Nach der verletzungsbedingten Absage der Topfavoritin Nina Mittelham (Bad Driburg) war Mantz bei den Mädchen an die Spitzenposition der Setzliste vorgerückt. Die 17-jährige Jugend-EM-Silbermedaillengewinnerin mit der deutschen Mannschaft wurde ihrer Favoritenrolle gerecht und verteidigte ihren Titel von 2013.
Nur im Finale gegen Nationalteam-Kollegin Yuan Wan (Kleve) gab sie einen Satz ab. Auf dem gemeinsamen dritten Platz liefen Nathalie Wulf (Wandsbek) und die erst 14-jährige nationale Vizemeisterin der Schülerinnen, Jennie Wolf (Busenbach), ins Ziel ein. Der Titel im Doppel ging an die hoch favorisierten Yuan Wan/Chantal Mantz.
Im Jungen-Doppel durfte sich unter anderem ein Ober-Erlenbacher freuen, der mit seinem Klub erst vor kurzem so unglücklich an der Qualifikation für die eingleisige 2. Bundesliga gescheitert war. Dominik Scheja, mit seinem Vereins-Doppelpartner Julian Mohr Bronzemedaillen-Gewinner bei den „großen“ NDM in Wetzlar, gewann zusammen mit Leon Abich (Poppenbüttel) den Titel. Im Halbfinale bezwangen Abich/Scheja die topgesetzte Kombination Qiu/Klein (Frickenhausen/Bietigheim-Bissingen) im Endspiel gab es dann einen glatten 3:0-Erfolg gegen Marcus Hilker/Nils Hohmeier (Berlin/Celle).
Nachfolgend ein lesenswerter, ausführlicher Pressebericht des TSV Bad Königshofen zu Kilian Orts Triumph in Mühlhausen.
Mühlhausen/Thüringen. Den vergangenen Sonntag wird sich Kilian Ort aus Bad Königshofen in seinem persönlichen Sportkalender bestimmt golden anstreichen. Am 27. April, noch dazu an seinem 18. Geburtstag, wurde er zum ersten Mal Deutscher Tischtennis-Jugendmeister, nachdem er zuvor schon alle drei Top-Ranglistenturniere mindestens ein Mal und vor einem Jahr sogar die Goldmedaille im Mixed bei den Europameisterschaften gewonnen hatte. Dieser Titel hatte ihm noch gefehlt in der umfangreichen Sammlung seiner Erfolge im Jugendbereich. Während andere Gleichaltrige ihren 18. Geburtstag mit Saus und Braus feiern, kämpfte sich Kilian Ort in der Mühlhausener Sporthalle im Einzel bis ins Finale und Sieg und im Doppel bis zum Halbfinale und dritten Platz durch. Und als der Titel in der Tasche war, ging es ab ins Auto seinen Eltern Martha und Josef, die seit langem wieder einmal ihren Sohn bei einem großen Turnier am Sonntag live erlebt hatten.
Nach Anja Zuber (heute Bördlein), die 1980 Deutsche Schülermeisterin wurde, holte Kilian Ort als zweiter Bad Königshöfer eine Deutsche Meisterschaft für die Tischtennisabteilung des TSV nach Bad Königshofen. Und er überraschte sich selber mit diesem Erfolg, den er grundsätzlich zwar schon, aber nicht in seiner momentanen Form für möglich gehalten hatte. Und so kehrte er auch nicht den Strahlemann hervor, sondern war nur mit dem Resultat, nur selten aber mit seinem Spiel in den 35 Sätzen im Einzel und den 13 Sätzen im Doppel an den zwei Tagen zufrieden. „Es war nicht das Gelbe vom Ei, aber es hat gereicht“, begann er sein selbstkritisches Resümee. „Mit Feiern war nix, aber ich habe mir selber ein schönes Geburtstagsgeschenk gemacht. Gekämpft habe ich und taktisch habe ich auch meine Lehren gezogen.“
Als Kopf der Gruppe 1 marschierte der topgesetzte Bad Königshöfer Gymnasiast mit jeweils 3:1-Siegen gegen Alexander Gerhold (Baden Württemberg), Pham Tuan (Niedersachsen) und Alexander Grothe (Berlin) ins Achtelfinale. „Da habe ich eigentlich noch ganz gut gespielt und war nicht unzufrieden mit mir.“ Probleme mit den Aufschlägen seines Gegners Henning Zeptner (Nordrhein-Westfalen) und eigene leichte Fehler hinderten den Zweitbundesligaspieler nicht am Einzug (4:2) ins Viertelfinale, wo sein Doppelpartner aus Effeltrich (Mittelfranken) Marius Zaus sein Gegner war. Nach knapp verlorenem ersten Satz gewann er noch klar mit 4:1. Die beiden kennen sich seit Jahren so gut, dass kein besonders gutes Spiel herauskam.
Das am meisten umkämpfte Match hatte Kilian Ort im Halbfinale zu bestreiten. Gerrit Engemann (Nordrhein-Westfalen) wandelt, so scheint es, auf Orts Spuren, ist drei Jahre jünger und war die Überraschung des Turniers. „Da habe ich mir wirklich schwer getan, nicht gut gespielt und nur 4:3 gewonnen.“ Und im Finale ging es dann gegen den an 2 gesetzten Dang Qiu, Kilian Orts EM-Bronze-Mannschaftskameraden und inzwischen guten Freund aus Frickenhausen (Baden Württemberg), dem er vor zwei Wochen im letzten Saisonspiel mit dem TSV Bad Königshofen noch mit 1:3 unterlegen war. „Von der Taktik her habe ich mir etwas einfallen lassen und anders gemacht. Und er selber war auch nicht so gut drauf wie vor zwei Wochen.“ 11:5/5:11/11:5/11:9/11:5 (4:1) war der vom Ergebnis her ziemlich unspektakuläre Verlauf des Endspiels am frühen Sonntagnachmittag. „Wenn man das Ergebnis liest, relativ deutlich. Wenn man selber spielt, merkt man das aber gar nicht“, erinnert er sich an ein dennoch hart umkämpftes Finale. „Wir kennen uns vielleicht unser halbes Leben lang. Und da weiß ich, dass er nie aufgibt und immer wieder zurückkommt. Ich habe immer drauf gewartet. Es kam diesmal aber nicht.“
Im Doppel musste Ort zwischen den Einzeln immer wieder mal zusammen mit seinem Partner Marius Zaus in die Box. An 2 gesetzt hatten die beiden Freilos in der ersten Runde und trafen im Achtelfinale auf Tom Mayer/Pham Tuan (Baden-Württemberg/Niedersachsen). „Es war nicht so berauschend, weil wir uns erst wieder aneinander gewöhnen mussten.“ Dennoch zogen die beiden Franken mit 3:2 ins Viertelfinale ein, wo Christian Güll/Kevin Eckmann (Nordrhein-Westfalen) auf sie warteten und mit 3:0 geschlagen wurden. Das Endspiel war im Halbfinale ganz nah in Reichweite. Nach 2:2 Sätzen führten Ort/Zaus immer über 5:2 bis zum 8:6 im fünften Satz, verloren aber am Ende doch noch mit 9:11. „Das war deshalb schwierig, weil Marius und ich direkt davor im Halbfinale im Einzel gegeneinander gespielt hatten. Und einer ist da immer traurig: Der, der verliert. Es waren aber wirklich nur Nuancen, die gefehlt haben. Ich hätte den Doppel-Titel auch gern mitgenommen, zumal wir ihn schon letztes Jahr gewonnen hatten. Platz 3 ist aber auch in Ordnung.“
Trotz aller Selbstkritik war Kilian Ort aber auch noch gnädig mit sich selber: „Es zeigt ja auch eine gewisse Stärke, wenn man nicht so super spielt und trotzdem gewinnt. Mein Ziel habe ich erreicht. Ich wollte das Einzel gewinnen und das hat geklappt.“ Seit gestern steuert er verstärkt ein weiteres an: Das Abitur am Gymnasium Bad Königshofen. Und wenn das in trockenen Tüchern ist, kann er sich bestimmt intensiver als auf dieses Turnier auf die Youth Olympic Games in China im Juli vorbereiten, als einziger Tischtennis-Nachwuchsspieler aus Deutschland.
Ergebnisse der NDM Jugend 2014 auf der Webseite des Thüringer Tischtennisverbandes