Von Freitag bis Sonntag geht es in der mittelhessischen Wetzlarer Rittal-Arena um die Wurst. Dort finden nämlich die mit Spannung erwarteten 82. Deutschen Tischtennis-Meisterschaften statt.
Fast wäre man geneigt, vom Stelldichein der jeweils 48 besten Spieler und Spielerinnen Deutschlands zu sprechen – schließlich hatte der komplette A- und B-Kader des DTTB gemeldet –, wenn nicht am Donnerstag doch noch die Absagen von zwei namhaften Athleten den allgemeinen Optimismus ein klein wenig gedämpft hätten.
Der an vier gesetzte Patrick Baum und die an zwei gesetzte Wu Jiaduo meldeten sich nämlich wegen Rückenbeschwerden ab – beide wären gewiss nicht chancenlos gewesen im Kampf um die Vergabe der Titel.
Doch das tut der überall zu verspürenden Vorfreude kaum Abbruch. Der ausrichtende Hessische Tischtennis-Verband rechnet mit insgesamt 7.500 Besuchern. Der Samstag und Sonntag sind dem Vernehmen nach bei jeweils 3.000 veräußerten Tickets sogar bereits ausverkauft. Für die Stadt Wetzlar, ansonsten nur an hochklassigen Handball gewöhnt – Herren-Bundesligist HSG Wetzlar trägt seine Heimspiele in der Rittal-Arena aus –, ist es ein Sportereignis ersten Ranges. Entsprechend legt man sich ins Zeug, ebenso wie der HTTV, der ein perfektes Turnier präsentieren möchte.
Vor einem Jahr in Bamberg hatte Steffen Mengel sensationell den Titel errungen durch einen Endspielsieg über Timo Boll. Eine Wiederholung dieses Erfolges trauen nur ganz wenige dem 1,95 Meter langen Siegerländer in Diensten des TTC matec Frickenhausen zu. Die Konkurrenz ist riesig und mit Dimitrij Ovtcharov ist der Spieler dabei, der Boll im internationalen Ranking überholt und zuletzt meist besiegt hat.
Würde Boll dennoch gewinnen, wäre es sein zehnter Titel als nationaler Einzelmeister, womit er alleiniger Rekordhalter vor Eberhard Schöler, Conny Freundorfer und Nicole Struse (jeweils neun Siege) wäre. Der Odenwälder betont im Vorfeld jedoch, dass die Rekordjagd für ihn nebensächlich sei, er wolle einfach nur gerne gewinnen, gerade in seiner hessischen Heimat.
Der als extrem ehrgeizig geltende Weltranglisten-Sechste Ovtcharov, an eins gesetzt, will das verhindern, zumal ihm dieser Titel noch in seiner Sammlung fehlt. Dreimal stand er im Finale (2007, 2011 und 2012), dreimal scheiterte der Europameister und Olympiadritte. „Dima“ spricht davon, dass der Deutsche Einzelmeister einfach zu einer guten Tischtennis-Vita gehöre.
Hinter den beiden liegen weitere TTBL-Spieler in Lauerstellung, so etwa der Noch-Saarbrücker Bastian Steger oder die in der Liga so ungemein erfolgreichen Maberzeller Patrick Franziska und Ruwen Filus. Zwischen den beiden ist der wieder genesene Düsseldorfer Christian Süß an Setzposition fünf zu finden. Ob der 28-Jährige bei seiner mangelnden Wettkampfpraxis in Wetzlar etwas reißen kann, steht in den Sternen.
Benedikt Duda, (noch) Zweitliga-Spieler von Schwalbe Bergneustadt, ist an Setzposition acht zu finden. Damit ist er der am höchsten eingeschätzte Akteur des Unterhauses. Duda steht sogar vor den TTBL-Spielern Hielscher (9.), Walther (10.) und Floritz (12.). Lennart Wehking vom 1. FC Köln (11.) ist im Übrigen der am zweithöchsten eingestufte Zweitliga-Spieler im Hauptfeld.
Damen-Titelverteidigerin Shan Xiaona vom deutschen Ausnahmeklub ttc berlin eastside werden ungleich bessere Chancen als Mengel eingeräumt, erneut ganz oben auf dem Siegertreppchen zu stehen. An Position eins gesetzt ist indes Han Ying (KTS Zamek Tarnobrzeg / Polen) – die Defensivspielerin ist immerhin die aktuelle Nummer 18 der Welt. Aber auch den Berlinerinnen Kristin Silbereisen und Irene Ivancan ist einiges zuzutrauen, ebenso wie der künftigen Hauptstädterin Petrissa Solja.
In Bamberg hießen die Doppelsieger Alexander Flemming/Jörg Schlichter (TV Hilpoltstein / TTC Weinheim) sowie Petrissa Solja/Sabine Winter (Linz AG Froschberg / DJK Kolbermoor). Es wird interessant sein zu verfolgen, ob diese nahezu perfekt harmonierenden, bestens eingespielten Formationen erneut etwas reißen können.
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