Mit einem Sieg hätte die Düsseldorfer Borussia den katastrophalen Eindruck der ECL-Gruppenphase – vier Spiele, vier Niederlagen – vergessen machen können. Doch man konnte die zweite Chance, zu der man nach verpatzter Vorrunde wie die Jungfrau zum Kinde kam – Chartres Gao Ning hatte in Chinas 2. Liga nach der erlaubten Frist gespielt, sein Klub war disqualifiziert worden –, nicht nutzen.
Doch, und das spiegelt das drastische 0:3-Endergebnis nicht wider, in der im Vorfeld zum „Spiel des Jahres“ erklärten Begegnung gegen den Titelfavoriten Orenburg spielten die Borussen eigentlich ziemlich gut, scheiterten aber an einem erstaunlichen Unvermögen, sich selbst entsprechend zu belohnen.
Immer wenn es vor 1.100 staunenden Zuschauern im ausverkauften ARAG CenterCourt so aussah als würden Boll, Baum und Achanta ihre bekanntermaßen starken Gegner in den Griff bekommen, ging ihnen – zumindest psychologisch betrachtet – die Puste aus und sie konnten den Sack nicht zumachen.
So scheiterte Timo Boll ebenso am clever spielenden „Vladi“ Samsonov wie Patrick Baum an seinem „Kumpel“ Dimitrij Ovtcharov, gegen den eigentlich kein Qualitätsunterschied zu erkennen war. Und um das Maß voll zu machen, drehte auch der frühere Ochsenhausener Alexey Smirnov noch das Match gegen Kamal Sharath Achanta, gegen den er nach zwei Sätzen wie der sichere Verlierer ausgesehen hatte.
So musste der deutsche Rekordmeister und Pokalsieger von Stuttgart eine vom Resultat zu hohe, aber empfindliche Niederlage hinnehmen, durch die die Chance, das Blatt im Rückspiel am kommenden Freitag noch zu wenden, verschwindend gering ist.
Dimitrij Ovtcharov zeigte sich nach der Begegnung begeistert: „Das war ein toller Tischtennis-Nachmittag. Die Kulisse war fantastisch, die Matches auf ganz hohem Niveau. Wir sind der glückliche Sieger und wissen auch, dass das Spiel jederzeit hätte kippen können.“ Timo Boll war mit seinem Auftritt gar nicht so unzufrieden: „Ich bin auf einem guten Weg zurück zu alter Stärke, aber vielleicht fehlen zurzeit einfach noch ein paar von diesen Spielen auf Top-Niveau. Vladi hat sehr gut gespielt und war am Ende den Tick besser.“ Sein Trainer Danny Heister war hin- und hergerissen: „Wir können stolz sein, Orenburg absolut Paroli geboten zu haben. Aber wir haben zu viele Möglichkeiten nicht genutzt und das ein oder andere Mal auch einfach Pech gehabt, so dass die Enttäuschung jetzt riesengroß ist.“ Und Borussia-Manager Andreas Preuß gab zu Protokoll: „Unsere Mannschaft hat eine starke Leistung geboten und sich noch einmal gesteigert gegenüber dem Pokalsieg vor vier Wochen. Aber der Gegner ist zur Zeit der Beste in Europa. Natürlich will man dann nicht nur zweieinhalb Stunden voll dagegenhalten, sondern auch gewinnen. Das ist uns heute leider nicht geglückt.“
Borussia Düsseldorf – Fakel Gazproma Orenburg 0:3
Timo Boll – Vladimir Samsonov 1:3 (9:11, 11:8, 9:11, 7:11)
Patrick Baum – Dimitrij Ovtcharov 1:3 (10:12, 11:8, 12:14, 9:11)
Kamal Sharath Achanta – Alexey Smirnov 2:3 (13:11, 11:3, 9:11, 6:11, 6:11)
Tipp: Die Partie wurde auf www.TTBL.tv live übertragen und steht dort ab Montag kostenlos und in voller Länge on-Demand zur Verfügung. Außerdem wird heute Abend im TV noch eine Zusammenfassung in der WDR Sportschau (ab 21:45 Uhr) sowie morgen bei Center TV „RheinSport“ (ab 20:15 Uhr) gezeigt.