Den erhofften Sieg gegen Borussia Düsseldorf im Rainer Ihle Momorial Match in Bamberg hat die Mannschaft von TTF Liebherr Ochsenhausen verfehlt. Dennoch präsentierte sie sich beim 1:3 in der brose Arena weitaus besser als zwei Tage zuvor in Angers in der Champions League, wo sie beim 0:3 einen desaströsen Eindruck hinterlassen hatte.
Die Truppe von Dubravko Skoric lieferte dem „FC Bayern des deutschen Tischtennissports“ vor 1.100 Tischtennis-Fans ein Gefecht auf Augenhöhe und hatte reichlich Pech bei den knappen Fünfsatz-Niederlagen von Liam Pitchford gegen Timo Boll und Simon Gauzy gegen Kamal Sharath Achanta.
Unter den Augen von Bundestrainer Jörg Roßkopf hatte Ryu Seung Min das Team aus Oberschwaben durch ein ungefährdetes 3:0 gegen Patrick Baum mit 1:0 in Front gebracht, doch es war nicht gelungen, die Führung auszubauen.
Dabei hatte der 20-jährige Pitchford gegen Boll richtig gut ausgesehen und im fünften Satz einen 3:7-Rückstand in eine 8:7-Führung verwandelt. Doch der Weltranglistensechste, der im November-Ranking der ITTF von Dimitrij Ovtcharov von Platz fünf verdrängt wurde, warf seine ganze Routine in die Waagschale und brachte das Match doch noch nach Hause.
Die nächste Chance, einen möglicherweise spielentscheidenden Vorteil für die Ochsenhausener herauszuholen, hatte der 19-jährige Simon Gauzy gegen den im Welt-Ranking 47 Ränge besser positionierten Inder Kamal Sharath Achanta. Die beiden schenkten sich nichts. Zweimal konnte der Franzose eine Satzführung verbuchen. Als er im vierten Durchgang einen Rückstand in ein 8:5 umgemünzt hatte, standen die Zeichen auf Sieg, doch Achanta drehte den Satz und das Match noch und gewann die Durchgänge vier und fünf jeweils mit 11:9. Es sollte an diesem Tag aus Sicht der Oberschwaben einfach nicht sein.
Das dachte sich wohl auch Leitwolf Ryu, der im Spitzeneinzel gegen Boll keinen Satz gewinnen konnte, obwohl zwei Durchgänge richtig eng verliefen. Immerhin boten die beiden Ausnahmekönner den Fans noch einige Ballwechsel für die Galerie.
Es war ein gutes, spannendes 150-Minuten-Match, in dem sich Pitchford & Co. unter Wert geschlagen geben mussten. Immerhin hatten sie es geschafft, den katastrophalen Eindruck von Angers zu korrigieren und bei den Fans wieder Optimismus und Lust auf mehr zu wecken. Kirill Skachkov konnte übrigens nur zuschauen. Der Russe saß, den rechten Arm in einer Schlinge, auf der TTF-Bank. Im Spiel in Angers hat er sich vermutlich einen Muskelfaserriss im Schlagarm zugezogen. Er wird einige Wochen ausfallen.
In der Tabelle fielen die Oberschwaben auf den vierten Platz zurück. Sie gehören zusammen mit Bremen, Frickenhausen und Düsseldorf (alle 8:4 Punkte) zur vierköpfigen Verfolgergruppe des nunmehr alleinigen Spitzenreiters Fulda-Maberzell (10:2), der Chuang & Co. im Spitzenspiel mit 3:0 demütigte.
Die Aufgaben für die Oberschwaben werden nicht leichter. Am 24. November, nach der dreiwöchigen World-Tour-Pause, müssen sie versuchen, beim SV Werder zu punkten in der Neuauflage des Meisterschaftsfinales vom Juni 2013. Es liegt auf der Hand, dass die Norddeutschen vor heimischer Kulisse alles geben werden, um sich für die Klatsche in Maberzell zu rehabilitieren.
Stimmen zum Spiel
Ochsenhausens Präsident Kristijan Pejinovic: „Heute war es ein ordentliches Spiel von uns, anders als am Freitag in Angers. Ein Sieg war möglich. Wir haben auf Augenhöhe gespielt und waren auch kämpferisch gut dabei. Wir haben zwei Matches ganz knapp verloren, dabei hat man aber auch gemerkt, dass die Düsseldorfer unseren jungen Spielern Liam Pitchford und Simon Gauzy einiges an Erfahrung voraus haben. Es war eine gute Veranstaltung, alle hatten ihren Spaß und die Fans in Bamberg sind auf ihre Kosten gekommen.“
Liam Pitchford: „Ich habe gegen Timo Boll gut gespielt und war nahe dran. Vielleicht hätte ich am Ende des 5. Satzes etwas mehr riskieren sollen. Aber man hat dann bei den letzten Bällen auch Timos ganze Erfahrung gesehen. Vielleicht kann ich ihn ja beim nächsten Mal schlagen.“
Timo Boll: „Das war schon ein wichtiger Sieg heute für uns in einem enorm wichtigen Spiel. Man hat schon einen gewissen Druck im Nacken gespürt. Diese Saison ist der Druck von Anfang an ziemlich heftig gewesen und nicht jeder kann damit gut umgehen. Ich selbst bin noch nicht da, wo ich eigentlich hin will, aber schaue nur nach vorne und bin optimistisch. Pitchford ist für mich ein sehr unangenehmer Gegner und schwieriger zu spielen als Ryu. Er hat eine sehr starke Rückhand, ich kann überhaupt nicht erkennen, wo er die hinspielt.“
Ergebnisse
Ryu Seung Min – Patrick Baum 3:0 (11:5, 11:5, 11:7)
Liam Pitchford – Timo Boll 2:3 (11:9, 3:11, 7:11, 12:10, 8:11)
Simon Gauzy – Kamal Sharath Achanta 2:3 (11:7, 4:11, 11:8, 9:11, 9:11)
Ryu Seung Min – Timo Boll 0:3 (11:13, 5:11, 9:11)