Das Niveau von Europas Topliga dürfte sich im Vergleich zur Vorsaison nochmals leicht gesteigert haben.
Es sind wenige erwähnenswerte Abgänge zu verzeichnen wie Torben Wosik, „Zoli“ Fejer-Konnerth, Robert Svensson und Joao Monteiro – wobei lediglich der zum UMMC gewechselte Portugiese zuletzt mehr als TTBL-Mittelmaß verkörperte.
Auch die einjährige Verletzungspause von Plüderhausens „King Kara“ mag ein wenig schmerzen, doch haben Geritt Albrecht und Matthias Landfried für weit mehr als adäquaten „Ersatz“ gesorgt. Der SV Plüderhausen dürfte die interessanteste Mannschaft des Oberhauses sein, da sie keiner wirklich ausrechnen kann – zumal offen bleibt, wer wann spielt. Eine Wundertüte mit möglicherweise hoch explosiver Wirkung.
Die Liga darf sich auf eine Reihe bemerkenswerter Neuzugänge freuen, von denen nur ein Teil schon in Deutschland gespielt hat. Spieler wie Adrien Mattenet, Bai Fengtian, Kim Jung Hoon, Kamal Sharath Achanta, Maharu Yoshimura, Masaki Yoshida und Ochsenhausens Neuzugang Simon Gauzy dürften dazu beitragen, dass die TTBL noch einen Tick attraktiver wird. Und dass ein Trinko Keen nochmals den Schläger auspackt und – bei seinem allseits bekannten Ehrgeiz – einiges im Training dafür tun wird, um nicht zum Prügelknaben zu werden, ist ebenfalls eine schöne Story, die uns der SV Plüderhausen beschert hat.
Natürlich sind die Play-off-Teilnehmer der letzten Spielzeit allesamt wieder heiße Kandidaten für die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft. Düsseldorf will die bescheidene Saison 2012/13 vergessen machen, doch Titelverteidiger Bremen, von einer Welle der Euphorie in der Hansestadt getragen, und Vizemeister Ochsenhausen, bei dem Ikone Ryu Seung Min vermutlich seine letzte Bundesligasaison bestreitet, möchten dies verhindern. Auch die Saarbrücker, nunmehr mit Tiago Apolonia, wollen – wie in den letzten beiden Jahren – zur Spitzengruppe gehören.
Dahinter lauern drei, vier weitere Klubs auf ihre Chance, oben anzugreifen. Neben dem SVP, der in Bestbesetzung wohl jeden Ligarivalen in arge Schwierigkeiten bringen kann, ist hier etwa die in der Stammbesetzung unveränderte schwäbische Konkurrenz aus Frickenhausen zu nennen. Sollte Koki Niwa nun tatsächlich so gut wie immer spielen, und zwar auf dem Level, das er international zu bieten pflegt, müsste für den „Tälesklub“ mehr drin sein als der ernüchternde Platz sieben der Vorsaison.
Ferner ist zu nennen der nunmehr – neben Abwehr-Ass Wang Xi – ausschließlich aus jungen deutschen Nationalspielern bestehende Ex-Waldner-Klub Fulda-Maberzell. Kurios: Abgesehen von Philipp Floritz handelt es sich beim neuen TTC um lauter Akteure, die einst unter Helmut Hampl für die damaligen Fuldaer Rivalen Gönnern oder Hanau, Filus sogar für beide, aktiv waren. Die Rivalität zwischen den hessischen Erstligisten war teilweise erbittert. Und auch Floritz gehörte zeitweise immerhin der Hampl-Trainingsgruppe an. Doch im Tischtennissport ist es bekanntlich anders als im Fußball. Mag ein Schalker nie zum richtigen Dortmunder werden können, kann ein Ex-Hanauer sich eben doch in der Rhön pudelwohl fühlen.
Lediglich die Grenzauer kann man nicht so recht einordnen und grübelt, ob ihr Weg eher in Richtung Mittelfeld – so es ein solches überhaupt gibt – oder in die Gefilde des Abstiegskampfs führt. Ruwen Filus und Zoltan Fejer-Konnerth erspielten negative Bilanzen, hatten aber auch einige Sternstunden. Ob die beiden Neuen, Zweitliga-Gipfelstürmer Yoshida und der Tscheche Lubomir Jancarik, für den die TTBL komplettes Neuland ist, gut Fuß fassen und ihre Vorgänger eins zu eins ersetzen können, ist eine der interessantesten Fragen der kommenden Saison.
Die beiden top motivierten Aufsteiger werden die Liga in jedem Fall bereichern, auch wenn ihr Saisonziel nur der Klassenerhalt sein kann. Spieler wie Yoshimura und seine Hagener Teamkollegen Jonathan Groth und Ovidiu Ionescu sind das Eintrittsgeld ebenso wert wie auf Mühlhausener Seite ein Mattis Burgis oder Bundesliga-Dauerbrenner Lars Hielscher, der als „Herne-Geschädigter“ ein halbes Jahr auf seinen neuen Job warten musste. Zudem darf man gespannt sein, ob die vereinseigene Halle am Kristanplatz nach der Totalrenovierung dem Anspruch gerecht wird, Schmuckkästchen und zugleich Hexenkessel zu sein.
Wir werden in den nächsten Wochen die zehn Erstligisten in loser Folge noch detaillierter vorstellen.