Timo Boll ist bei den World Tour Grand Finals in Zhengzhou im Achtelfinale ausgeschieden. Der Odenwälder verlor in 0:4 Sätzen gegen den Weltranglisten-Zweiten Fan Zhendong. Gegen den Chinesen hatte Boll in den vergangenen Monaten bereits bei den German Open, den Austrian Open und beim World Cup verloren.
Einem 1:4 in Bremen sowie drei Matchbällen bei den Austrian Open in Linz folgten beim World Cup in Chengdu und nun bei den Grand Finals zwar im Ergebnis mit 1:4 und 0:4 deutliche Niederlagen gegen den Angstgegner des Deutschen. Die Spielverläufe mit Chancen auf je zwei weitere Satzgewinne zeigten jedoch auf, dass Boll der Nummer zwei der Welt durchaus gefährlich werden kann, wenn alles zusammenpasst. Allerdings verdeutlichten sie auch, wie brutal schnell sich ausgelassene Chancen und Führungen gegen den aggressiv spielenden Ausnahmekönner aus dem Reich der Mitte in kaum aufholbare Rückstände verwandeln.
Boll in Zhengzhou nach seinem 5:11, 16:18, 10:12 und 7:11: „Ich muss gegen ihn sehr konsequent meine Taktik durchsetzen und auch das abrufen, was ich noch spielen kann – dann kann ich für ihn sehr gefährlich sein. Aber er hat schon ein sehr hohes Level, wenn gut drauf ist und Selbstvertrauen hat.“ Realistisch betrachtet wird jedoch die Zeit für Boll immer knapper, vielleicht doch wenigstens einmal in seiner Karriere Fan auf Distanz zu halten.
Im Doppel allerdings hat der der Rekordeuropameister bereits Bronze sicher und kämpft zusammen mit Patrick Franziska nach einem knappen Erfolg im deutschen Duell über Benedikt Duda/Qiu Dang heute um den Einzug in das Endspiel.
Die erste Hälfte der Achtelfinals bei den Herren und Damen ist beim hochdotierten Jahresabschluss der World Tour gespielt, der Rest erfolgt am Freitagmorgen und -vormittag. Dimitrij Ovtcharov und Patrick Franziska steigen erst heute in das Turnier ein, „Dima“ gegen Lin Gaoyuan, „Franz“ gegen Tomokazu Harimoto.
Bereits gespielt wurden neben Fan vs. Boll die Matches Xu Xin – Zhao Zihao (4:2), Liang Jingkun – Wong Chun Ting (4:0) und Mattias Falck – Lin Yun-Ju (0:4).
Ding Ning gescheitert
Bei den Damen gab es eine Überraschung, von einer Sensation möchte man längst nicht mehr sprechen. Die ganz großen Zeiten von Olympiasiegerin Ding Ning scheinen sich immer deutlicher dem Ende zuzuneigen. Die aktuelle Weltranglisten-Siebte, jahrelang im Damen-Tischtennis das Maß der Dinge, schied bereits im Achtelfinale gegen die japanische Defensivspielerin Hitomi Sato (WRL Platz 17), gegen die sie bereits im Juni bei den Japan Open den Kürzeren gezogen hatte, mit 2:4 (11:4, 4:11, 11:7, 8:11, 9:11, 4:11) aus.
Auch Zhu Yulings Stern scheint in der „Ära Sun Yingsha“ am Verblassen, auch wenn die ehemalige Branchenführerin im Welttischtennis erst 24 ist. Im ITTF-Ranking auf Position fünf zu finden, musste Zhu einmal mehr eine bittere Niederlage bei einem hochkarätigen Turnier quittieren. Gegen die deutlich dynamischer agierende, vier Jahre jüngere Wang Manyu (WRL Platz 6) musste Zhu, in Zhengzhou nur auf Setzposition neun zu finden, ein glattes 0:4 (8:11, 6:11, 6:11, 6:11) hinnehmen.
Weiter spielten im Damen-Einzel bei zwei recht eindeutig verlaufenen Vergleichen Japan vs. China: Miu Hirano – Wang Yidi 1:4 und Kasumi Ishikawa – Liu Shiwen 0:4.
Grand Finals auf der Webseite der ITTF
Text & Foto Fan: Dr. Stephan Roscher
Foto Sato: ITTF
