Die Weltmeisterschaften in Paris, die am Montag beginnen, sind natürlich das beherrschende Thema der kommenden acht Tage – und auch TT-NEWS wird immer wieder darüber berichten.
Doch im Hintergrund wirft das Finale um die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft am 2. Juni seine Schatten. Nur noch gut drei Wochen sind es bis zum großen Showdown in der Frankfurter Fraport Arena. Und so reizvoll eine WM auch sein mag, das Finale um den nationalen Titel zwischen TTF Liebherr Ochsenhausen und dem SV Werder Bremen ist schon jetzt fest in den Köpfen verankert und wird in Paris nur für einige Tage ein wenig in den Hintergrund treten.
Die Profis der beiden Finalisten sind natürlich auch im Teilnehmerfeld der Welttitelkämpfe zu finden und können dort durch ansprechende Platzierungen nochmals eine Prise Selbstvertrauen tanken. Und ein Ass wie Werders Chuang könnte es sogar sehr weit nach oben bringen. Doch auch der nur 1,67 Meter große Wirbelwind aus Taiwan hat Frankfurt längst im Hinterkopf, zumal es gegen seinen Ex-Verein um alles oder nichts geht.
Dreimal waren die Ochsenhausener Deutscher Meister, nämlich in den Jahren 1997, 2000, 2004. Danach stand man noch viermal im Finale, doch zum ganz großen Wurf reichte es bis heute nicht mehr. Ein Traum ginge in Erfüllung, wenn man nun – nach neun Jahren ohne Titel – am 2. Juni ganz oben auf dem Podest stehen würde. Es wäre die vierte nationale Meisterschaft des ambitionierten Klubs aus Oberschwaben und der neunte Titel der Vereinsgeschichte – dreimal war man deutscher Pokalsieger (2002, 2003, 2004) und zweimal gewann man sogar den Europapokal (1996, 1997).
Doch um das große Ziel zu erreichen, bedarf es harter Arbeit und guter Nerven. Der Gegner aus dem hohen Norden, der es – nach kontinuierlichem Aufbau in den letzten Jahren – das erste Mal in der Vereinsgeschichte überhaupt in die Play-offs geschafft hat, besitzt ein spielstarkes Team und schaltete nicht von ungefähr im Halbfinale Rekordmeister und Titelverteidiger Düsseldorf aus.
Die drei besten Spieler der Grün-Weißen, die drei „großen C“ Chuang, Crisan und Cioti – Paul Drinkhall ist an der Weser nicht über den Status des Lückenfüllers hinausgekommen –, standen allesamt schon bei den Oberschwaben unter Vertrag, Adrian Crisan sogar volle zehn Jahre. Teilweise haben sie sogar Titel im Dress der TTF geholt. Gegen den alten Klub ist man bekanntlich besonders motiviert. Allzu gerne hört man es an der Weser übrigens nicht, wenn man in Ochsenhausen bisweilen scherzhaft vom SV Werder als „Ochsenhausen II“ spricht.
Bremens Spitzenspieler Chuang Chih-Yuan ist der bisher erfolgreichste Bundesligaspieler der Saison mit einer Bilanz von 20:3 inklusive Halbfinale. Doch Ochsenhausens Tischtennis-Ikone, Ex-Olympiasieger Ryu Seung Min, steht dem Weltranglistensechsten mit 17:3 kaum nach.
Dass die Ochsenhausener beide Ligapartien gegen die Werderaner gewannen, das Rückspiel an der Weser sogar glatt mit 3:0, zählt am Finaltag nicht mehr, dennoch ist es natürlich nicht schlecht fürs Selbstvertrauen. Ryu und Kollegen haben sich – nach einer Vorrunde, die noch von Hochs und Tiefs bestimmt war – im Lauf der Saison als echtes Team gefunden und in der Rückrunde kein Spiel mehr verloren. Man beendete als Tabellenerster die Punktrunde und siegte auf dem Weg ins Finale achtmal in Folge. Lediglich das Rückspiel gegen Saarbrücken gab man ab, nachdem man zuvor die Endspiel-Teilnahme „eingetütet“ hatte und die Spannung heraus war.
Die Ochsenhausener Truppe dürfte also durchaus selbstbewusst nach Frankfurt fahren, wohl wissend, dass in einem solchen Finale, in dem circa drei Stunden über eine ganze Saison entscheiden, die Chancen immer 50:50 stehen. Nach dem unglücklichen Ausscheiden im Pokal-Viertelfinale in einer frühen Saisonphase und dem Ausscheiden in der Champions League, wo man den Gruppensieg verpasste und im Viertelfinale gegen den späteren Titelträger Orenburg antreten musste, wäre der Titelgewinn in Frankfurt ein traumhafter Abschluss einer ereignisreichen Saison. Zudem wäre es der Lohn für eine überragende zweite Saisonhälfte der Oberschwaben.
Doch Werder Bremen wird mit aller Macht versuchen, dies zu verhindern. Es dürfte jedenfalls richtig spannend werden in der 5.000 Zuschauer fassenden Arena im Frankfurter Stadtteil Höchst, die früher über Deutschlands Grenzen hinaus als „Ballsporthalle Frankfurt“ bekannt war. In der modernen Event-Halle wurden schon die Europe TOP 12-Turniere 2004 und 2008 sowie das Champions League-Finale 2006 ausgetragen, jeweils mit sehr hohen Zuschauerzahlen.
Frankfurt soll als Finalstätte der TTBL fest etabliert werden. Auch Tischtennis-Ikone und Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf macht sich dafür stark: „Frankfurt zählt zu den Tischtennis-Hochburgen in Deutschland. Ich habe hier viele Jahre selbst gespielt und erlebt, wie tischtennisbegeistert die Menschen sind. Frankfurt und die gesamte Rhein-Main-Region bieten optimale Voraussetzungen und sind – auch langfristig – der ideale Standort für das große Finale der Tischtennis-Bundesliga.“
Als Titelsponsor wird übrigens die Firmengruppe Liebherr fungieren, die bekanntlich auch langjähriger Hauptsponsor der Ochsenhausener ist. Dort würde man sich – bei aller sportlichen Fairness und Neutralität – sicher auch freuen, dem Finalisten aus Süddeutschland zum vierten Deutschen Meistertitel der Vereinsgeschichte gratulieren zu können. Liebherr engagiert sich seit vielen Jahren im nationalen und internationalen Tischtennissport und war bereits Hauptsponsor von Tischtennis-Welt- und Europameisterschaften. Neben dem Namensrecht wird Liebherr mit seinem Schriftzug auf Boden, Banden und im Netz vertreten sein. Außerdem wird das Familienunternehmen in die Internet- und TV-Übertragungen des Endspiels eingebunden.
Auch auf die Fans wird es ankommen, auf deren Unterstützung beide Klubs bauen. Von Ochsenhausen bis zur Fraport Arena hat man „nur“ 365 Kilometer zurückzulegen, während der Bremer Anhang rund 450 Kilometer vor der Brust hat. Mehr als 1.600 Karten sind inzwischen verkauft, die Halle wird vermutlich gut besucht sein. Die Fans werden sehr nahe an den Spielern dran sein. Der Center Court wird direkt vor einer der beiden steilen Stirnseiten positioniert, so dass die Zuschauer perfekte Sicht haben und alle Emotionen der Akteure hautnah miterleben können. TTBL-Geschäftsführer Nico Stehle: „Wir wollen den Fans ein attraktives Sporterlebnis mit Hexenkessel-Atmosphäre bieten.“ Ochsenhausen will einen einen Fanbus einsetzen, doch auch die Norddeutschen „trommeln“ bereits nach Kräften und möchte den Tischtennisfreunden in Frankfurt eine „grün-weiße Wand“ entgegensetzen. Bremens Teammanager Sascha Greber kündigt an: „Auch organisatorisch legen wir richtig los, wir möchten möglichst viele Fans mit nach Frankfurt nehmen.“
Zudem verspricht der Werder-Funktionär den Oberschwaben einen heißen Tanz: „Wir werden natürlich alles dafür geben, den Titel nach Bremen zu holen.“ Greber kündigt an: „Wir werden uns nach der WM in Paris bestmöglich vorbereiten und unsere Trainingsgruppe entsprechend aufstellen. Aber auch organisatorisch legen wir richtig los, wir möchten möglichst viele Fans mit nach Frankfurt nehmen.“ Und Adrian Crisan ergänzt: „Im Finale ist alles möglich. Jetzt, wo wir dabei sind, wollen wir auch den Titel gewinnen.“
In Ochsenhausen freut man sich riesig auf das wichtige Event, wie Kristijan Pejinovic bekräftigt: „Wir schauen mit Freude nach Frankfurt und sind auch ein bisschen stolz darauf, dort um den Titel spielen zu können.“ Der TTF-Vorsitzende hält den Titelgewinn für möglich, äußert sich aber zurückhaltend: „Die Chance, gegen Werder zu gewinnen, ist vorhanden. Mal sehen, ob wir sie nutzen können.“ Ochsenhausens Cheftrainer Dubravko Skoric ist sicher: „Alles in allem ist unser Einzug ins Finale hochverdient.“ Der erfahrene Tischtennislehrer, der mit seinem Ex-Klub Charleroi fünfmal die Champions League gewann, weiß jedoch auch: „So ein Finale ist immer eine ganz eigene Sache und schwierig zu spielen für beide Mannschaften. Da kommt es sehr auf nervliche Stabilität an – und genau daran arbeiten wir ganz gezielt.“
Noch hat man die Chance, live in der Fraport Arena dabei zu sein. Die Nachfrage ist groß, mancher Tischtennisfan scheint es fast als Befreiung zu empfinden, einmal ein Finale erleben zu können, bei dem definitiv nicht Borussia Düsseldorf am Ende ganz oben auf dem Podest steht. Einzel-Tickets kosten zwischen 9,- Euro (ermäßigt) und 25,- Euro. Mit dem „TTBL-Special“ erleben Gruppen und Vereine das Endspiel sogar zum Sonderpreis von 89,- Euro für 10 Tickets.
Tickets können im Vorverkauf online unter www.ttbl.de/tickets oder telefonisch unter 0180 5040300* bestellt werden (*14 Ct./Min. aus dem Dt. Festnetz, max. 42 Ct./Min. aus dem Mobilfunknetz).
Finale
So, 02. Juni 2013, 13:00, Fraport-Arena, Frankfurt am Main:
SV Werder Bremen – TTF Liebherr Ochsenhausen
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1. Play-off-Halbfinale: Sonntag, 21. April
1. FC Saarbrücken TT – TTF Liebherr Ochsenhausen 0:3
SV Werder Bremen – Borussia Düsseldorf 3:0
2. Play-off-Halbfinale: Sonntag, 5. Mai
Borussia Düsseldorf – SV Werder Bremen 3:2
TTF Liebherr Ochsenhausen – 1. FC Saarbrücken TT 1:3
Alle Play-off-Partien werden live im TTBL-TV (http://www.ttbl.tv) gezeigt und sind dort im Anschluss auf Abruf verfügbar.