Es war eine spannende Saison in der Nordgruppe des „Unterhauses“ – und es ging noch ein gutes Stück enger zu als im Süden, wo ja der Meister lange vor dem letzten Spieltag feststand und die Abstiegskandidaten frühzeitig den Anschluss ans Mittelfeld verloren hatten. Vom Ersten bis zum Sechsten der Tabelle war die Nord-Liga in der letzten Spielzeit mit Vierer-Mannschaften extrem ausgeglichen. Mehrfach purzelten die Teams wild durcheinander, um am Ende doch weitgehend in der nach der Vorrunde erwarteten Reihenfolge – Ausnahme: Jülich – über die Ziellinie zu kommen.
Ganz oben brillierte der SV Union Velbert, der eine tolle Saison mit der Meisterschaft krönte und am Ende das Feld mit 28:8 Punkten anführte. Der Pokalhalbfinalist von Stuttgart bot nicht nur die konstantesten Leistungen in der Gruppe, sondern hatte mit den beiden Rumänen Ovidiu Ionescu (30:6), der künftig für Hagen in der TTBL aufschlagen wird, und Adrian Dodean (26:10) das mit Abstand beste vordere Paarkreuz der Liga zu bieten. Die Doppelbilanz der beiden war sogar absolut makellos: 23:0.
Und unten agierten drei Kandidaten ganz lange untereinander auf Augenhöhe, einzig die „alte Dame“ Hertha war frühzeitig abgeschlagen. Ihr Manko: Nur fünf ligataugliche Spieler reichten einfach nicht in einer derart ausgeglichen besetzten Staffel. Dass am Ende drei der vier hinten platzierten Klubs, die Entscheidung fällten oder – im Fall der Berliner – per Weisung von oben hinnehmen mussten, künftig nicht mehr im Zweitliga-Tischtennis präsent zu sein, nahm erst gegen Ende der Saison ein wenig die Spannung heraus.
Doch zurück zum neuen Titelträger: Velberts Abteilungsleiter Harald Ricken war begeistert: „Als Meister kann man nur zufrieden sein! Mehr kann man ja nicht erreichen. So freuen wir uns nach einer spannenden Spielzeit am Ende ganz oben zu stehen. Die Mannschaft hat im Laufe der Spielzeit bewiesen, dass sie auch mit Rückschlägen umgehen kann. Nach einer erfreulichen Vorrunde konnte sie sich in der Rückrunde noch einmal steigern. Dazu hat die gesamte Mannschaft und der gute Teamgeist beigetragen.“
Ricken sprach auch Klartext, weshalb man von den Aufstiegsplänen frühzeitig Abstand genommen hatte: „Zum einen die zusätzlichen Anforderungen im logistischen Bereich wie die Verlegung einer gesonderten Spielfläche, eine gegebenenfalls geforderte größere Halle mit entsprechend vielen Parkplätzen oder die Verpflichtung eines A-Lizenz-Trainers. Andererseits ist ein wesentlicher Punkt aber auch, dass wir die Erfolge der letzten Jahre gemeinsam mit unseren eigenen Spielern Dietz, Krzywkowski und Kroulik erreicht haben, die dem Verein schon viele Jahre die Treue halten. Das wäre in der TTBL aufgrund des Spielsystems und auch der Spielstärke einfach nicht machbar gewesen.“
Die Mannschaft der Rückrunde war allerdings der TTC indeland Jülich. Nach der Vorrunde nur magere 10:8 Punkte auf dem Konto, arbeiteten sich die Mannen aus der westlichen Grenzregion Punkt für Punkt nach oben, verbuchten sensationelle 17:1 Zähler im zweiten Durchgang und stießen zeitweise sogar auf die Spitzenposition vor, um am Ende Zweiter zu werden, einen Punkt nur hinter Velbert. Von den Ankündigungen, das Glück künftig wieder im Oberhaus suchen zu wollen, rückte man Mitte der Rückrunde allerdings wieder ab als man so richtig realisiert hatte, dass ein Aufstieg nicht gratis zu haben ist.
Dafür sind die Hagener Feuer und Flamme für die TTBL. Falls die eingereichten Lizenzierungsunterlagen schlüssig sind – und davon ist auszugehen –, ist der TTC 2013/14 erstklassig. Wir sind gespannt, wie der Weg der ambitionierten Westfalen im Oberhaus verlaufen wird.
Im „Unterhaus“ reichte es nach etwas unglücklichem Zielfinish dagegen nur zum vierten Rang mit 24:12 Punkten, punktgleich mit Überraschungs-Herbstmeister Schwalbe Bergneustadt, der insgesamt eine überzeugende Saison spielte und diese mit Rang drei krönte.
Fünfter wurde Vorjahres-Champion SV Siek (20:16), der in der Rückserie (11:7) leicht zulegen konnte. Schon der Umstand, dass die personell kaum schwächer als im Meisterschaftsjahr aufgestellten Holsteiner lediglich im Mittelfeld landeten, dokumentiert, wie stark die Liga 2012/13 war.
Aufsteiger 1. FC Köln gehörte lange zur erweiterten Spitzengruppe, um später scheinbar eindeutig auf Platz fünf zuzusteuern. Am Ende wurde es „nur“ der sechste Rang (18:18 Punkte), da man aus den letzten fünf Partien nur noch drei Zähler mitnahm. Eine Bereicherung der Liga waren die Geißböcke allemal.
Mit dem Tabellensiebten TTS Borsum (14:22) begann die gefährdete Zone, der erstaunlicherweise auch die ruhmreiche Dortmunder Borussia (12:24) angehörte, die kein Bein, zumindest aber nicht beide Beine gleichzeitig auf den Boden brachte – es war alles, nur nicht die Saison der Gelb-Schwarzen.
Sportliche Absteiger sind der TTC Altena (9:27) und die abgeschlagenen Herthaner (4:32) auf den Rängen neun und zehn. Beide hätten freilich im „Unterhaus“ weiterspielen können, steigen jedoch aus und werden künftig in tieferen Klassen ihr Glück versuchen. Gleiches gilt für die TTS Borsum, die sich frühzeitig zu diesem Schritt entschlossen hatte. Die Niedersachsen werden kommende Saison wenigstens in der Regionalliga antreten. Manchem werden die drei traditionsreichen Klubs in der 2. Bundesliga fehlen, doch der Sport ist stetem Wandel unterworfen – und es stehen bereits andere bereit, um die „Aussteiger“ abzulösen.
Folgende Teams werden der 2. Bundesliga Nord 2013/14 angehören, mit dabei sind künftig auch die Hessen, vertreten durch Aufsteiger Ober-Erlenbach: TTC indeland Jülich, TTC Ruhrstadt Herne, TTC Schwalbe Bergneustadt, SV Union Velbert, SV Siek, 1. FC Köln, BV Borussia Dortmund, SV Brackwede, TuS Xanten, TTC Ober-Erlenbach.
Noch kurz zu den Spitzenkönnern der Nordstaffel: Hinter Ionescu und Dodean überzeugte auch der künftige Jülicher Hunor Szöcs (Borsum) mit einer 24:12-Bilanz im vorderen Paarkreuz – drei Rumänen also auf den drei Top-Plätzen der Liga-Bestenliste! Dahinter folgen mit dem hoch talentierten Bergneustädter Benedikt Duda sowie Kölns „Dauerbrenner“ Lennart Wehking (beide 23:12) die beste Deutschen. Hinter diesen wiederum finden wir Frane Kojic (Bergneustadt, 16:8) und Evgeny Fadeev (BVB, 21:15).
Bester Mann in der Mitte ist ein Jülicher, nämlich der 23-jährige Ukrainer Dmytrc Pysar (28:5). Auch hinten waren zwei Jülicher richtig gut: Michael Servaty (15:2) und Gianluca Walther (16:3). Was Altmeister Georg Böhm – die Nummer drei des unteren Paarkreuzes – noch auf die Reihe bekommt, ist grandios. Die inzwischen 51-jährige Hagener Nummer fünf gewann 22 Matches und verließ lediglich fünfmal den Tisch als Verlierer. In den Doppeln profilierten sich hinter Ionescu/Dodean: Symanski/Tran Le Minh (Hagen, 19:3), Lang/Wehking (Köln, 19:6), Duda/Kojic (Bergneustadt, 13:1), Asmussen/Hindersson (Siek, 13:5) sowie Malessa/Tran Le Vu (BVB, 13:5).
Kuriosum am Rande: Mit der 67-jährigen Tischtennis-Ikone Wilfried Lieck kam im Dress von Altena der älteste Spieler dieser Saison immerhin in drei Partien zum Einsatz.
Der Rekordbesuch waren die 245 Menschen, die den 9:6-Sieg des TTC Hagen gegen den 1. FC Köln sehen wollten. Mit 85 Zuschauern pro Partie fiel der Zuschauerschnitt allerdings nicht berauschend aus, zumal wenn man die vielen engen, packenden Partien bedenkt, die den Fans geboten wurden. 2011/12 waren es noch 96 Besucher je Spiel gewesen.