Die Grenzauer Nachwuchs-Asse, Tabellenletzter der 2. Bundesliga Süd, hatte sich viel vorgenommen. Doch am Ende standen sie mit leeren Händen da. Am Samstag unterlag man dem Dritten der Regionalliga Süd SV Ottenau im Entscheidungsspiel um die Zugehörigkeit zur 2. Bundesliga 2013/14 mit 5:9 und ist kommende Saison drittklassig.
140 Zuschauer im südhessischen Münster, davon gut die Hälfte aus Ottenau angereist, sahen das Aufeinandertreffen zweier eigentlich gleichwertiger Mannschaften. Doch es gab einen entscheidenden Unterschied: Die Badener aus dem Landkreis Rastatt spielten mit ihrer erfahrenen Truppe ihr Potenzial clever aus und nutzten ihre Chancen, während die Youngster des TTC Grenzau II überwiegend nervös und fahrig am Tisch standen und keine souveräne Körpersprache offenbarten. Die Situation schien einige Talente aus dem Lager der Westerwälder mental zu überfordern.
Die Ottenauer, deren vorderes Paarkreuz mit den beiden Ex-Profis Dmitrij Mazunov und Fu Yong hochkarätig besetzt ist – Mazunov gewann 1991 mit seinem Bruder Andrej WM-Bronze im Herren-Doppel und mit TTF Liebherr Ochsenhausen insgesamt sechs Titel, Fu gehörte zu „Urzeiten“ gar dem chinesischen Nationalkader an – waren nervlich stabiler, agierten hoch konzentriert und fokussiert, ihre Leistung als Team war homogener.
Dabei hatte es gut für die Grenzauer begonnen: Mino/Robles hatten ihr Doppel klar gewonnen, Simonis/Semenov ihres knapp – lediglich Müller/ Schug mussten dem Einser-Doppel des SV, Fu/Mazunov, zum Sieg gratulieren.
Auch nach dem ersten Durchgang im vorderen Paarkreuz war die Grenzauer Welt noch einigermaßen in Ordnung. Der Spanier Alvaro Robles hatte Mazunov in fünf Sätzen niedergerungen, Alberto Mino war jedoch an Fu gescheitert, nachdem er zunächst ein 0:6 im Entscheidungssatz wettgemacht hatte. Der Ecuadorianer konnte vier Matchbälle nicht nutzen und unterlag schließlich dem völlig geschafften Penholderspieler mit 14:16.
Die Ottenauer dachten auch gar nicht daran, sich abschütteln zu lassen und blieben am Ball. Der Lohn der Beharrlichkeit bestand zunächst darin, erstmals in Führung gehen zu können, begeistert angefeuert von den mitgereisten Fans. Im mittleren Paarkreuz setzten sich nämlich Daniel Weiskopf (3:1 gegen Dennis Müller) sowie Mannschaftsführer Jörg Kühnberger (3:0 gegen Christopher Simonis) durch. Dabei fiel – aus Grenzauer Sicht – auf, dass sich besonders der lange verletzte Dennis Müller selbst ziemlich unter Druck zu setzen schien, wohl weil er es gewohnt ist, als „Leitwolf“ seine jugendlichen Mitspieler mitzureißen. Doch an diesem Tag war ihm dies nicht vergönnt.
Ottenaus Nummer sechs, Kresimir Vrancic, machte anschließend kurzen Prozess mit Pierre Alexander Burger, der zwar eine gute Rückrunde (6:5) gespielt hatte, mit den gefährlichen Aufschlägen seines Gegenübers aber überhaupt nicht zurechtkam.
Von den Grenzauer Talenten behielt nur das allerjüngste Nerven und Übersicht. Der 15-jährige Russe Andrey Semenov zeigte sich seinem Gegenüber Lukas Mai eindeutig überlegen und verkürzte auf 4:5.
Im zweiten Durchgang begegnete man sich im oberen Paarkreuz wieder ausgeglichen, wobei Alberto Robles einen 1:2-Satzrückstand gegen Fu Yong und ein 8:10 im Entscheidungsdurchgang noch in einen hauchdünnen Sieg ummünzen konnte. Alberto Mino indes kam gegen Dmitrij Mazunov nicht gut zurecht und wollte mit dem Kopf durch die Wand. Somit spielte er dem 41-Jährigen in die Farbe. Der Co-Trainer von TTF Liebherr Ochsenhausen holte ungefährdet den wichtigen Punkt zum 6:5 für den Herausforderer.
Kurze Zeit später sah es danach aus, als könnten die Westerwälder das Blatt vielleicht doch noch wenden. Dennis Müller scheiterte aber im Duell der Dreier hauchdünn und unglücklich an Jörg Kühnberger, nachdem er im Entscheidungssatz fast immer in Front gelegen hatte. Ottenau hatte nun den Sieg und die 2. Bundesliga vor Augen und gab das Heft nicht mehr aus der Hand. So überraschte es gar nicht mehr, dass Daniel Weiskopf (gegen Christopher Simonis) und Lukas Mai (gegen Pierre Alexander Burger) mit zwei 3:1-Erfolgen den Sack zumachen konnten.
Nach dreieinhalb spannenden Stunden war die Messe gelesen, die Ottenauer lagen sich jubelnd in den Armen.
Damit steht nun auch die Zusammensetzung der Südstaffel des „Unterhauses“ in der kommenden Spielzeit fest. Dort werden am Start sein: SC Fürstenfeldbruck, TTC matec Frickenhausen II, TTC Weinheim, ASV Grünwettersbach, TV Hilpoltstein, TTC Fortuna Passau, 1. FSV Mainz 05, 1. FC Saarbrücken TT II, TSV Bad Königshofen sowie der SV Ottenau.
Grenzaus Präsident Manfred Gstettner bewertete Relegationsspiel und Abstieg der TTC-Reserve wie folgt: „Die jungen Spieler waren – im Gegensatz zu dem erfahrenen Ottenauer Team mit Dmitrij Mazunov – den Anforderungen im Entscheidungsspiel nicht gewachsen. Der vollkommene Ausfall von zwei Spielern über die ganze Saison war jedoch der entscheidende Grund dafür, dass wir die Klasse nicht halten konnten und es zu diesem Spiel kam. Unsere Boygroup wird, verstärkt mit erfahrenen Spielern, in der neuformierten Regionalliga bestens aufgehoben sein und wieder eine gute Rolle spielen.“
Frank Knopf, Sportlicher Leiter der Westerwälder, ergänzte: „Müller mit Schmerzen, wollte es aber versuchen. Burger einfallslos, und wenn nur Robles und Semenov im Einzel punkten, kann man leider nicht gewinnen. Die Enttäuschung tut richtig, richtig weh.“
Ergebnisse TTC Zugbrücke Grenzau II – SV Ottenau 5:9
Mino/Robles – Kühnberger/Mai 3:0 (11:4, 11:8, 11:9)
Müller/Schug – Mazunov/Fu 1:3 (7:11, 11:8, 5:11, 7:11)
Simonis/Semenov – Weiskopf/Vranjic 3:2 (9:11, 6:11, 11:9, 12:10, 11:9)
Alberto Mino – Yong Fu 2:3 (6:11, 12:10, 7:11, 11:9, 14:16)
Alvaro Robles – Dmitrij Mazunov 3:2 (8:11, 10:12, 11:4, 11:8, 11:9)
Dennis Müller – Daniel Weiskopf 1:3 (5:11, 6:11, 11:6, 8:11)
Christopher Simonis – Jörg Kühnberger 0:3 (8:11, 6:11, 9:11)
Pierre Alexander Burger – Kresimir Vranjic 0:3 (4:11, 3:11, 3:11)
Andrey Semenov – Lukas Mai 3:0 (11:5, 11:4, 11:8)
Alberto Mino – Dmitrij Mazunov 0:3 (7:11, 9:11, 6:11)
Alvaro Robles – Yong Fu 3:2 (14:16, 12:10, 7:11, 11:4, 14:12)
Dennis Müller – Jörg Kühnberger 2:3 (7:11, 11:6, 11:5, 6:11, 9:11)
Christopher Simonis – Daniel Weiskopf 1:3 (3:11, 13:15, 11:3, 10:12)
Pierre Alexander Burger – Lukas Mai 1:3 (7:11, 4:11, 11:7, 10:12)