Der Talentschuppen des Bundesliga-Traditionsklubs TTC Zugbrücke Grenzau hat nach einer schwierigen Saison mit extremem Verletzungspech den zehnten und letzten Tabellenplatz in der Südstaffel der 2. Bundesliga belegt. Doch man erhält eine zweite Chance und kann gegebenenfalls doch noch alles zum Guten wenden.
Ein Punkt hätte der „Zweiten“ der Westerwälder am Sonntag im letzten Saisonspiel gegen den FSV Mainz 05 zum Klassenerhalt gereicht. Der war in Reichweite, doch am Ende stand nach 200 Minuten ein 6:9 auf dem Spielberichtsbogen. Somit wurden die punktgleichen Akteure des 1. FC Saarbrücken TT II aufgrund des besseren Spielverhältnisses Neunter und schafften den direkten Klassenerhalt. Beide hatten nur ein einziges Spiel gewonnen, und zwar jeweils gegen den Rivalen.
Dabei hatte das Zugbrückenteam gegen die 05-er alles auf eine Karte gesetzt und war in der besten möglichen Aufstellung, also auch mit dem in der gesamten Saison verletzungsbedingt nur wenige Male eingesetzten Führungsspieler Dennis Müller angetreten. Doch es reichte eben nicht vor 75 Fans in der Zugbrückenhalle. Zwar punkteten vorne der Ecuadorianer Alberto Mino einmal und der Spanier Alvaro Robles gar zweifach, zudem im hinteren Paarkreuz Pierre-Alexander Burger (3:2-Sieg gegen Christmann) sowie in den Doppeln Mino/Robles und Müller/Schug – aber das war zu wenig, um den „Meenzern“ einen Punkt abzutrotzen.
Doch der Tischtennisgott scheint es gut zu meinen mit der Westerwälder Boy-Group. Da erst neun Plätze der künftigen 2. Bundesliga Süd fest vergeben sind – nämlich an Grünwettersbach, Frickenhausen II, Fürstenfeldbruck, Weinheim, Hilpoltstein, Passau, Mainz und Saarbrücken sowie Regionalliga-Süd-Meister Bad Königshofen – hat der DTTB ein Entscheidungsspiel um den letzten freien Platz angesetzt zwischen Grenzau II und dem aufstiegswilligen Dritten der Regionalliga Süd, dem SV Ottenau. Das Relegationsspiel wird am 27.04. um 14.00 Uhr im südhessischen Münster stattfinden.
Ein Selbstläufer dürfte es für die bis jetzt klassenhöheren Talente aus dem rheinischen Westerwald nicht werden. Die Badenser landeten mit 25:9 Zählern (Rückrunde 12:4) – eine bedeutungslose Partie steht noch aus – auf Rang drei der Regionalligatabelle hinter Bad Königshofen (35:1) und Bietigheim-Bissingen (29:7).
Den Spitzenspieler kennt jeder, der sich schon einmal etwas intensiver mit Bundesliga-Tischtennis befasst hat. Es handelt sich um den inzwischen 41-jährigen ehemaligen Ochsenhausener Bundesliga-Profi Dmitrij Mazunov, der mit den Oberschwaben insgesamt sechs Titel geholt hat und dort inzwischen als Co-Trainer der Bundesligamannschaft sowie als Trainer am Liebherr Masters College tätig ist. Mazunov schloss die Saison mit einer 27:7-Einzelbilanz ab.
Weiterhin gehören dem Team des aufstrebenden Regionalligisten (in dieser Reihenfolge) an: Fu Yong (25:9), Jörg Kühnberger (18:9), Daniel Weiskopf (19:10), Manuel Mechler (11:9) und Lukas Mai (5:18) an. Stark sind die Doppel Kühnberger/Weiskopf (12:2) und Fu/Mechler (12:4).
Da Ottenau natürlich weniger zu verlieren hat und zudem in der Runde deutlich mehr Erfolgserlebnisse feiern konnte als die Truppe aus dem Brexbachtal, liegt der psychologische Vorteil eher beim Herausforderer.
Sollten die Grenzauer allerdings in der Aufstellung spielen können, die gegen Mainz an den Tischen stand, müssten sie qualitativ einen leichten Vorteil haben.
Die nackten Saisonbilanzen der TTC-Nachwuchskönner lesen sich natürlich nicht so berauschend: Alberto Mino 6:15, Alvaro Robles 14:16, Dennis Müller 1:10, Jan Georg Wengel 0:8, Christopher Simonis 2:19, Marian Schug 0:16, Pierre Alexander Burger 6:17 und „Nesthäkchen“ Andrey Semenov, erst 14 Jahre alt, 4:15. Doch die reine Statistik sagt nicht alles. So nämlich verlor der junge Russe viele Matches äußerst knapp und Burgers Bilanz war einer miserablen Hinrunde geschuldet (0:12), während er in der zweiten Serie mit 6:5 sogar positiv abschnitt. Zudem ist Dennis Müllers Resultat natürlich ganz wesentlich auf seine langwierige Verletzung zurückzuführen, infolge derer er allein fünf Matches in der Hinrunde abschenken musste. Nur ein Doppel des Zugbrückenteams genügte im Übrigen Zweitliga-Ansprüchen: Mino/Robles verbuchten eine 6:5-Bilanz.
Da sich die Personalsituation nunmehr entspannt hat, könnte es für Grenzaus TTBL-Reserve gerade so reichen. Doch erst in zehn Tagen werden wir wissen, ob das Zweitliga-Schlusslicht tatsächlich mit einem blauen Auge davonkommt. Eins ist gewiss: In Münster, der Tischtennis-Heimat des Jörg Roßkopf, wird es am 27. April äußerst emotional zugehen. Spannung ist angesagt.