Sa, 30. November 2024
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2. BUNDESLIGEN HERREN: TTS Borsum plant Rückzug nach der Saison

Nord-Zweitligist TTS Borsum tendiert dazu, nach der Saison 2012/13 das Handtuch zu werfen und in der Regionalliga weiterzumachen. Zudem sieht der Vorstand des Vereins aus Niedersachsen auch in den ab der Saison 2014/15 zu installierenden 3. Ligen keine echte Alternative für den eigenen Klub.

Da die Diskussionen um die Strukturreformen sowie die Rückzüge von Ruhrstadt Herne aus der TTBL (sofort) und des FSV Kroppach aus der Damen-Bundesliga (nach der Saison) viel Interesse hervorgerufen haben und kontrovers diskutiert worden sind, wollen wir den vollen Wortlaut der Presseerklärung des Vorstands der Tisch-Tennis-Sportvereinigung von 1951 Borsum – ursprünglich Tischvorlage für ein Pressegespräch am 19.12., inzwischen auch auf der Vereins-Webseite publiziert – nachfolgend veröffentlichen.

Manche werden den umfangreichen Text bereits kennen, andere schon etwas darüber vernommen haben, dennoch lohnt es sich nach Auffassung des Newsteams, ihn hier komplett zu bringen.

Er ist nicht mit der Meinung des Newsteams zu verwechseln, in dem es unterschiedliche Auffassungen über den besten bzw. vernünftigsten Weg gibt, sondern soll als Diskussionsgrundlage dienen.

 

TEXT/PRESSEERKLÄRUNG TTS BORSUM 

TTS-Vorstand spricht sich für Rückzug aus der 2. BL aus

Der TTS-Vorstand musste reagieren auf die Anfang Dezember beschlossene Bundesliga-Strukturreform ( ab 2014 eingleisige 2. BL und Vierermannschaften bereits schon in der nächsten Saison) sowie die chronisch knappe Finanzlage. In diversen Gesprächsrunden in den letzten Wochen kamen wir schließlich zu der Überzeugung, dass wir aus organisatorischen und wirtschaftlichen Gründen in der Saison 2013/2014 in der 3. Liga (Regionalliga) starten sollten. Die ultimative Entscheidung soll die Mitgliederversammlung Anfang März treffen.

Hintergründe des Rückzuges aus der 2. Bundesliga 

Der Deutsche Tischtennisbund hat im Juni 2012 und jetzt am 1.12.2012 Strukturreformen für die Bundesligen auf den Weg gebracht, die für den TTS Borsum und mit einiger Wahrscheinlichkeit auch für andere Tischtennisvereine der bisherigen 2. Bundesligen folgenschwere Auswirkungen haben. 

In den letzten Jahren wurde immer wieder festgestellt, dass Meistermannschaften aus den 2. TT-Bundesligen auf ihr Aufstiegsrecht zur 1. Bundesliga (TTBL) verzichteten.

In der 2. TT-Bundesliga Nord zählten zu diesen Mannschaften neben dem TTS Borsum auch der BVB 09 Dortmund, TTC Indeland Jülich und zuletzt der SV Siek. 

Die Gründe für den jeweiligen Aufstiegsverzicht waren zum einen der Leistungsunterschied zwischen den Aktiven in der 1. Liga (Vollprofis) und den teilweise Amateurspielern in der 2. TT-Bundesliga, zum anderen aber die enormen Kosten, die die Vereine nicht aufbringen konnten. 

Die Chronologie zur Bundesligareform 2012: 

Bundestag des DTTB im Juni 2012 

– Dem Antrag auf Vierer-Mannschaften in den 2. Bundesligen Herren mit der Saison 2013/14 wurde stattgegeben,

– die eingleisige 2. Bundesliga und

– die Einführung zweier 3. Bundesligen wurde hingegen abgelehnt. 

Folge: 

In den 2. Bundesligen werden durch die Reduzierung der Mannschaftsstärken ab der nächsten Saison 40 Bundesligaspieler (überwiegend deutsche Spieler) weniger aufschlagen.  

Unverständlich ist, nicht nur für Tischtennisspieler: 

– Als einzige Sportart in Deutschland im Spitzensport wird es drei verschiedene Mannschaftsstärken geben.

– Dreier-Mannschaften in der 1. Bundesliga,

– Vierer-Mannschaften in den beiden zweiten Ligen der Herren und

– Sechser-Mannschaften im Herrenbereich in den Regionalligen. 

Bundestag des DTTB am 1.12.2012 

Die Ausschüsse für Leistungs- und Wettkampfsport des DTTB und der Hessische Tischtennisverband brachten am 1.12.2012 beim Bundestag des DTTB einen Antrag, der noch im Juni 2012 vom Bundestag des DTTB abgelehnt wurde, erneut zur Abstimmung , der mit knapper Mehrheit angenommen wurde: 

1. Einführung eingleisige 2. BL ab der Spielzeit 2014/15 mit Unterwerfung eines Lizenzierungsverfahrens

2. Einführung der 3. BL Nord und Süd ab Spielzeit 2014/2015 

Unter den Zweitligisten hatte sich in letzter Zeit eindeutig ein Stimmungsbild gegen die Einführung einer eingleisigen 2. BL und einer zweigleisigen 3. BL. abgezeichnet.

Selbst der Ressortleiter Bundesligasport (von den Zweitligen gewählter Vertreter) hat vehement vergeblich für eine Ablehnung des Beschlusses geworben.

Seine Meinung, die von der Mehrheit der Zweitligavereine zwischenzeitlich geteilt wird, hat er in dem nachfolgend abgedruckten Schreiben allen Zweitligavereinen gemailt: 

 

2.12.2012 

Liebe Sportfreunde,

wie ihr der Meldung unter www.tischtennis.de entnehmen könnt, hat heute (gestern) der DTTB-Bundestag mit Mehrheit beschlossen, dass es ab der Saison 2014/2015 eine eingleisige 2. Bundesliga und zwei 3. Bundesligen (Nord und Süd) – alle mit Vierer-Mannschaften – geben wird.

Es ist nicht gelungen, einen der größeren Landesverbände umzustimmen, so dass letztlich das gegenüber dem Bundestag im Juni geänderte Votum von Hessen (das im Übrigen keinen Zweitligisten stellt) den Ausschlag für ein relativ knappes Abstimmungsergebnis gab.

Die Verbände waren genauso gespalten wie die Vereine der 2. Bundesligen bei ihrer Abstimmung vor ca. eineinhalb Jahren. Es wurde nicht berücksichtigt, dass es in der neuen Konstellation der Ligen einen nicht geringen Stimmungsumschwung gab und dass nahezu alle Vereine bei der letzten Jahrestagung im Mai 2012 den damaligen GF der TTBL aufforderten, dafür zu sorgen, dass auch die TTBL mit Vierer-Mannschaften spielt.

Ich persönlich bedaure diesen Beschluss zum jetzigen Zeitpunkt, weil er (in Verbindung mit dem Beschluss vom Juni für Vierer-Mannschaften in den beiden 2. Bundesligen) zur Folge hat, dass

– in der kommenden Saison die höchsten drei Ligen bei den Herren in drei verschiedenen Mannschaftsstärken und -Systemen spielen – wer soll das noch verstehen?

– in der kommenden Saison 40 Spieler – wohl überwiegend deutscher Nachwuchs oder „local heroes“ – aus den 2. Bundesligen wegfallen – dass es m.E. bei einem steigenden Ausländeranteil nicht einfacher wird, Sponsoren, Presse, die Politik oder Zuschauer zu gewinnen – dass ab der Saison 2014/2015 unser Mannschaftssport in dann drei Bundesligen deutlich teurer, aber kaum attraktiver wird

– dass dann 80 Spieler aus den 2. Bundesligen wegfallen

– dass wohl nicht wenige Vereine die eingleisige 2. Liga wegen kräftig gestiegener Kosten, Fahrtzeiten und zwingender Übernachtungen trotz sportlicher Qualifikation nicht annehmen werden, sondern sich aus dem Hochleistungssport mit der Förderung des Nachwuchses zurückziehen

– dass die große, vor allem finanzielle Kluft zwischen 1. Liga und 2. Bundesliga in keiner Weise beseitigt wird, so dass es weiterhin nahezu keine Aufsteiger in die TTBL geben wird, was ja eines der wichtigsten Ziele der Bundesligareform war

– dass die Regionalligen geschwächt und der Weg von der Regionalliga in die 2. Bundesliga noch weiter, schwerer und teurer wird

Es ist eine Ironie des Schicksals, dass dieser Beschluss zu einer Zeit gefasst wurde, wo in beiden 2. Bundesligen der Herren fantastischer Tischtennissport mit vielen Überraschungen und Spannungselementen geboten wird. Noch nie waren die beiden 2. Bundesligen der Herren so stark und noch nie waren sie so stabil wie jetzt. Doch gerade jetzt zerschlägt man diese Struktur und geht ein Wagnis ein, dessen Risiken nicht absehbar sind.

Man muss meine Bewertung der Beschlüsse des Bundestages nicht teilen, um zur Erkenntnis zu kommen: Von den Sorgen, Problemen und (meist finanziellen) Nöten eines Zweitligavereins haben nur wenige Entscheider Ahnung. Vielleicht schweißt uns aber gerade diese Erkenntnis trotz manch unterschiedlicher Meinung zusammen. Ich werde versuchen, im neuen Jahr eine außerordentliche Jahrestagung zustande zu bringen, bei der wir die neue Situation mit all ihren Folgen für uns ausführlich beraten. 

Danke für Euer Verständnis

Bernd Beringer

Leiter Ressort Bundesligen Herren

 

Folgen der Bundesligastrukturreform für den TTS Borsum 

Schon in den vergangenen zwei Spielzeiten zeichnete sich ab, dass für den Spielbetrieb in der 2.TT-Bundesliga in nur äußerst begrenzter Zahl deutsche Spieler zur Verfügung stehen, die dem Niveau der Liga entsprechen. 

Der TTS Borsum hat versucht, mit jungen ausländischen Nationalspielern das Niveau zu halten, wobei es immer noch gelang, zwei deutsche Spieler im Team zu integrieren. Mit Einführung der Vierermannschaften wird jetzt der Einsatz deutscher Spieler unmöglich gemacht. 

Im gesamten Norddeutschen Raum gibt es keinen U21 Spieler, der das spielerische Niveau der künftigen 2. Bundesliga mit Vierermannschaften besitzt. 

Junge, ausländische Nachwuchsasse und Nationalspieler drängen auf den Markt und sehen in Deutschland eine Chance sich sportlich weiter zu entwickeln. 

Der TTS Borsum und auch unser Förderverein haben sich von jeher auf die Fahne geschrieben, den sportlich talentierten Nachwuchs in der Region zu fördern. Mit Erfolg, wie nicht nur der Rückblick bis ins Jahr 1981 mit 26 Spielzeiten in der 2. TT-Bundesliga deutlich macht sondern auch die Tatsache, dass die Reservemannschaft mit eigenen Nachwuchstalenten heute in der Regionalliga spielt. 

Die Bundesligastrukturreform wird jetzt aber zur Folge haben, dass der TTS Borsum in der Spielserie 2013/14 keinen deutschen Spieler, geschweige denn einen Spieler aus der hiesigen Region einsetzen könnte. 

Ab der nächsten Saison würden dann aus der 2. TT-Bundesliga Nord die Mannschaften bis Platz 5 in die dann eingleisige 2. BL aufsteigen. 

Kann dies ein Ziel für den TTS sein? 

Die Frage muss mit einem klaren „Nein“ beantwortet werden.

Schon heute fällt es immer schwerer, unseren verhältnismäßig noch geringen Etat zusammen zu bringen. 

In einer eingleisigen 2. BL dürften die Kosten bis auf das Doppelte anwachsen.

Nachfolgende Fakten sollen aufzeigen, warum diese Liga für den TTS Borsum nicht erreichbar ist: 

– Erhöhte Startgebühren

– Hohe Kosten für Reisen durch das Bundesgebiet mit Verpflegung und Übernachtungen.

– Kosten der Spieler dürften deutlich steigen, da nur noch Profis eingesetzt werden können.

– In einem Lizenzierungsverfahren müssen alle Verträge mit Sponsoren und Spielern offen gelegt werden. Da Spielerhonorare das Maß einer Aufwandsentschädigung übersteigen werden, müssen sie auf Lohnsteuerkarten geführt werden, wodurch weitere erhebliche Mehrkosten entstehen.

– Mittelfristig müssen die Vereine als Gesellschafter der Tischtennis GmbH beitreten und einen Gesellschafteranteil entrichten, so die Planung.

– Die Gemeinnützigkeit des Vereines dürfte nicht mehr gegeben sein 

Am Ende der Spielzeit sind die Mannschaften von Platz 6 abwärts für die dann neu eingeführte zweigleisige 3. TT-Bundesliga qualifiziert. 

Diese Liga ist eine, wenn überhaupt, nur leicht abgespeckte 2.BL alt.

Auch in dieser Liga soll dann mit Vierermannschaften gespielt werden. Die Aufstellungsprobleme dürften sich wiederholen, an einen Einsatz von Spielern aus der Region ist hinsichtlich des Niveaus (noch) nicht zu denken.

Hinzu kommt, dass die Sponsorenakquise in einer 3. TT-Bundesliga erschwert werden könnte, so dass erhebliche Zweifel aufkommen, ob diese Liga finanziell überhaupt geschultert werden kann. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt gibt es hierzu im gesamten Verein jedenfalls erhebliche Zweifel. 

Bleibt letztlich die Frage, ob nicht doch ein Rückzug in die Regionalliga eine logische Konsequenz ist. Zu dieser Frage gibt es im Vorstand des TTS Borsum ein einhelliges Ja.

Folgende Punkte sprechen dafür: 

– Der TTS Borsum könnte mit deutschen Spielern aus der Region ein konkurrenzfähiges Team in der Regionalliga stellen und durchaus um den Titel mitspielen.

– Erhebliche Kostenminderung für den Spielbetrieb. Alleine an Startgebühren und Schiedsrichtereinsätzen dürften 4000,00 € eingespart werden.

– Die eingesparten Gelder können dann in eine sinnvolle und erfolgreiche Nachwuchsförderung eingebracht werden.

– Der bisherige Arbeitsanfall rund um die Betreuung und Versorgung der Spieler wird erheblich reduziert. Die freiwerdenden Kräfte könnten für einen Neuaufbau gebündelt werden. 

Leichte Bedenken bestehen, dass Sponsorengelder wegbrechen könnten. Sicherlich kann es Einbußen geben. Wenn man aber bedenkt, dass die Masse unserer Sponsoren ohnehin keine überregionalen Geschäftsbezüge haben, so könnte der Spielbetrieb des TTS Borsum in der Regionalliga aber auch ein Vorteil für unsere Sponsoren sein: Förderung von Spielern aus der Region anstatt aus dem osteuropäischen Ausland. 

Nach eingehender Prüfung der aktuellen Situation kommt der Vorstand des TTS Borsum zu der Überzeugung, die kommende Spielserie für die Regionalliga zu planen. 

Mit einer endgültigen Entscheidung zum Rückzug soll aber bis zur Diskussion und Entscheidung der Mitgliederversammlung Anfang März und zum Ablauf der Meldefrist (15.3.2013) zur Teilnahme am Spielbetrieb der 2. BL. gewartet werden. 

 

TTS Borsum

Der Vorstand

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