Endspiele sind etwas Prickelndes und wecken Emotionen. Und solch ein Endspiel steht der Mannschaft von TTF Liebherr Ochsenhausen am kommenden Freitag vor heimischer Kulisse bevor – zumindest ist es ein „kleines Finale“. Die Spannung ist bereits jetzt spür- und greifbar, denn es geht um einiges. Man spielt nämlich gegen Chartres um nicht weniger als den Sieg in Gruppe B der europäischen Königsklasse.
Zwar sind beide Teams bereits für die Runde der besten Acht qualifiziert, jedoch erwartet den Gruppensieger ein vermutlich bei weitem leichteres Los als den Zweiten, der damit rechnen muss, im Viertelfinale auf einen der beiden Giganten Düsseldorf oder Orenburg zu treffen. Da die TTF mit dem nationalen Pokalwettbewerb ein Saisonziel vorzeitig abschreiben mussten, ist es für den Verein umso wichtiger, in der Champions League so weit wie irgend möglich zu kommen. Und dazu wäre eben der Gruppensieg von immenser Bedeutung.
Freitag, 19:30 Uhr, BSZ-Sporthalle Biberach: TTF Liebherr Ochsenhausen – Chartres ASTT
Im Moment führen die Schützlinge von Trainer Dubravko Skoric die Tabelle mit fünf Punkten an – der Rivale aus Frankreich hat deren vier auf dem Konto. Allerdings haben die TTF eine Partie mehr absolviert und schon zweimal gegen Schlusslicht Prag gewonnen, während für Chartres das Rückspiel gegen die Tschechen noch aussteht (21. Dezember), bei dem mit einem klaren Sieg der Franzosen gerechnet werden muss. Realistisch betrachtet läge vor dem großen Showdown also eigentlich Chartres mit einem Punkt vor Ochsenhausen – in der Champions League bekommt man für jeden Sieg zwei Punkte gutgeschrieben, während der Verlierer einen Zähler erhält.
Mit einem Sieg am Freitag über die starke Truppe um Gao Ning hätten die TTF nach dieser Rechnung punktemäßig also gleichgezogen. Bei einem 3:0-Erfolg wären sie aufgrund des besseren direkten Vergleichs definitiv Gruppensieger, da Chartres das für Apolonia & Co. recht unglücklich verlaufene Hinspiel am 21. September „nur“ mit 3:1 gewann. Bei einem 3:1-Sieg würden die Sätze und gegebenenfalls sogar Bälle aus Hin- und Rückspiel den Ausschlag geben. Da Chartres im Hinspiel vier Sätze besser als Ochsenhausen war (11:7), müssten die TTF bei einem 3:1-Erfolg im Rückspiel mit mindestens fünf Sätzen im Plus liegen, um den Sieg in der Gruppe zu erringen. Bei einem 3:2 – bei einer Niederlage wäre es sowieso entschieden – wären die TTF wohl nur Gruppenzweiter und Platz eins wäre mit hoher Wahrscheinlichkeit an die Franzosen vergeben. Es sei denn, Chartres würde tatsächlich im letzten Spiel noch gegen Prag stolpern, womit aber nicht zu rechnen ist. Chartres wird also versuchen, in Biberach um jeden Preis mindestens die zwei erforderlichen Einzel zu gewinnen, und entsprechend aufstellen.
Dies zu verhindern, wird nicht leicht, doch es ist machbar. Ryu Seung Min und seine Teamkollegen waren am Sonntag im TTBL-Derby gegen Frickenhausen in Topform und haben in der Woche alles dafür getan, diese Verfassung bis Freitagabend zu konservieren.
Chartres ist nicht nur eine starke Mannschaft, sie ist auch nicht einfach für die TTF-Cracks zu spielen – es gibt Gegner, die den Ochsenhausenern einfach besser liegen. Doch da muss man nun durch, was zählt ist ein möglichst klarer Sieg und keine philosophische Betrachtung über Probleme gegen diesen Gegner in der Vergangenheit.
Der Gruppenrivale hat mit dem Singapur-Chinesen Gao Ning (Weltrangliste Platz 16), dem Österreicher Robert Gardos (WRL 36), dem Schweden Pär Gerell (WRL 98) sowie dem französischen Routinier Damien Eloi (WRL 110) eine international äußerst erfahrene Truppe am Start. Im Hinspiel gegen die TTF glänzten mit Gardos und dem Ex-Ochsenhausener Gerell gleich zwei Spieler, die einen Traumtag erwischt hatten. Gardos hatte an diesem Abend zudem das Glück gepachtet und seine beiden Matches gegen Kirill Skachkov und Ryu Seung Min jeweils mit 12:10 im Entscheidungssatz gewonnen. Gerell überraschte gar durch ein 3:0 über Ryu, der nun natürlich auf Revanche brennt. Für die Oberschwaben hatte damals lediglich Tiago Apolonia (gegen Eloi) punkten können.
Dies wollen Ryu (November-Weltrangliste Platz 19), Apolonia (WRL 37), Skachkov (WRL 48) und der junge Liam Pitchford (WRL 122) diesmal wesentlich besser machen. Sportlich sind sie als eine der besten Mannschaften Europas dazu zweifellos in der Lage, doch sie brauchen auch das Publikum. 2.300 Zuschauer – keine andere Partie der laufenden Bundesligasaison verfolgten auch nur annähernd so viele Menschen live in einer Halle – stärkten den TTF-Assen gegen Frickenhausen den Rücken. So viele Fans werden diesmal leider nicht kommen, doch steht zu hoffen, dass dennoch eine gute Kulisse die Ochsenhausener Mannschaft tragen und zu Höchstleistungen inspirieren wird. Manche der vielen neuen, begeisterten Derby-Zuschauer könnten „Blut geleckt“ haben und auch am Freitag wieder dabei sein, um für gute Stimmung, möglichst für eine Hexenkessel-Atmosphäre, zu sorgen. Mit Hilfe der Fans kann der große Wurf gelingen.
Auch TTF-Präsident Kristijan Pejinovic weiß, dass Platz eins in Gruppe B durchaus noch realistisch ist: „Ein Sieg gegen Chartres kann uns noch den Gruppensieg bringen. Die Gegner sind sehr stark und haben uns dies in Frankreich spüren lassen. Ich hoffe, dass wir die Energie vom Sonntag mitnehmen können und das Team um Dubo nochmals nachlegen kann.“
Quelle: TTF Liebherr Ochsenhausen, Pressemitteilung vom 28.11.2012.