Die heute im dänischen Herning mit dem sechsten Einzel-Europameistertitel für Timo Boll zu Ende gegangenen Europameisterschaften waren nicht unbedingt das Turnier des Tiago Apolonia, während Liam Pitchford zu gefallen wusste.
Der an Position 14 gesetzte Portugiese Apolonia – Nummer 37 der Oktober-Weltrangliste – schied im Achtelfinale gegen den deutschen Weltranglistenzehnten Dimitrij Ovtcharov in fünf Sätzen aus und war dabei von einem möglichen Erfolg ein gutes Stück entfernt (9:11, 11:6, 6:11, 6:11, 7:11).
Der 26-Jährige TTF-Leistungsträger hatte zuvor seinen Ochsenhausener Trainingspartner aus dem Liebherr Masters College, Ovidiu Ionescu – der Rumäne schlägt zurzeit für Zweitliga-Tabellenführer Union Velbert auf –, mit 4:1 besiegt und anschließend dem in den letzten Monaten sehr starken ungarischen Defensivkünstler Adam Pattantyus beim 4:0 nicht den Hauch einer Chance gelassen.
Im Doppel verfehlte Apolonia zusammen mit seinem Landsmann Joao Monteiro (1. FC Saarbrücken TT) die angestrebte Medaille. Im Viertelfinale unterlag man der deutsch-weißrussischen Kombination Ovtcharov/Samsonov überraschend deutlich.
Der 19-jährige Liam Pitchford, derzeit Nummer 137 des ITTF-Rankings, musste zunächst durch die Mühlen der Qualifikation gehen, die das Talent aus England recht souverän meisterte. „Pitch“ gewann seine Gruppe durch Siege gegen den Polen Jakub Dyjas (3:2), den Esten Vallot Vainula (3:0) sowie den starken jungen Franzosen Quentin Robinot (3:2).
In der 1. Hauptrunde gelang dem TTF-Profi dann sein Meisterstück mit einem tollen 4:2-Sieg über den hoch gehandelten, an Position elf gesetzten Österreicher Robert Gardos (14:12, 11:9, 9:11, 8:11, 11:6, 14:12). An diese Leistung konnte der Ochsenhausener Youngster in der 2. Runde nicht anknüpfen, in der er dem Grenzauer Defensivkünstler Ruwen Filus mit 2:4 unterlag (11:8, 6:11, 7:11, 7:11, 11:9, 7:11).
Auch im Doppel kam Pitchford recht weit. Zusammen mit Landsmann Paul Drinkhall (Werder Bremen) überstand er zunächst die Doppel-Qualifikation ohne Satzverlust. In der 1. Runde schlug man dann die favorisierten Franzosen Lebesson/Mattenet in einem wahren Krimi mit 9:11, 11:6, 11:7, 9:11 und 14:12, um anschließend im Achtelfinale gegen Ovtcharov/Samsonov mit 1:3 auszuscheiden.
Insgesamt zeigte Liam Pitchford in Dänemark sehr gute Ansätze, so dass das Turnier für ihn durchaus als Erfolg zu verbuchen ist.
Kirill Skachkov war aufgrund verbandsinterner Probleme nicht am Start – dies galt auch für weitere russische Topspieler wie etwa Alexei Smirnov. Unter normalen Umständen hätte der 25-jährige Russe in Diensten der TTF, aktuelle Nummer 43 der Welt und Nummer 19 Europas, an einem solchen Turnier natürlich teilnehmen müssen und wäre auch keineswegs chancenlos ins Rennen gegangen.
Nun gilt es, die EM rasch aus den Köpfen zu bekommen. Vor den German Open in Bremen (31.10.-04.11.) steht nämlich noch der 6. Bundesligaspieltag auf dem Programm. Und es ist ein echtes Spitzenspiel, wenn Apolonia, Pitchford, Skachkov und Ryu am kommenden Sonntag bei Rekordmeister Düsseldorf anzutreten haben. Es ist die Partie des Tabellenersten gegen den punktgleichen Zweiten. Vielleicht gelingt es einem der TTF-Asse ja, den alten und neuen Europameister Timo Boll zu schlagen. Die Jungs von Dubravko Skoric fahren gewiss nicht zur Borussia, um sich dort zu verstecken und die Punkte abzuliefern. Es könnte ein ganz heißer Nach-EM-Tanz werden.
(Pressemitteilung TTF Liebherr Ochsenhausen vom 21.10.2012)