Es war nichts für schwache Nerven, dieses Viertelfinale von London zwischen dem Europe TOP12-Sieger 2012 Dimitrij Ovtcharov und dem Europameister von 2009 Michael Maze.
Doch gute Nerven hat Pokerface „Dima“ fürwahr. So gewann der letzte im Einzelwettbewerb verbliebene DTTB-Akteur den Thriller gegen den namhaften Linkshänder aus Dänemark am Dienstagabend hauchdünn, aber verdient (11:8, 12:10, 1:11, 9:11, 9:11, 11:6, 11:9).
Mit dem Taiwanesen Chuang Chih-Yuan erreichte auch ein TTBL-Spieler am Dienstag die Runde der besten Vier. Im Werder-Vereinsduell ließ ein bärenstarker Chuang einem ziemlich ausgepowert und ideenlos wirkenden Adrian Crisan, am Vorabend noch strahlender Timo-Boll-Bezwinger, nicht den Hauch einer Chance.
Das „kleine Finale“ um Bronze ist dem 23-Jährigen Deutschen somit bereits sicher, der mit seiner grandiosen Leistung in der mit 6.000 Fans ausverkauften ExCel-Arena die gestrige Enttäuschung über Timo Bolls Achtelfinal-Aus mehr als wettmachte. Im Halbfinale trifft er nun auf den Sieger der Partie zwischen Zhang Yike und Jiang Tianyi, die am Mittwochvormittag steigt. Allgemein wird damit gerechnet, dass Ovtcharovs Semifinalgegner Zhang Jike heißt – und der ist aktuell die Nummer eins der Welt. Doch wer weiß, was tatsächlich passiert. Ovtcharov zeigt gerade gegen die Top-Chinesen nicht selten ganz starkes Tischtennis. Dennoch geht er als klarer Außenseiter in sein Halbfinal-Match.
Das andere Viertelfinale des Dienstagabend nahm einen unerwartet deutlichen Verlauf. Boll-Bezwinger Adrian Crisan hatte offenbar am Vortag sein ganzes Pulver verschossen und wurde von seinem künftigen Bremer Teamkollegen Chuang Chih-Yuan beim 3:11, 4:11, 4:11 und 5:11 regelrecht vermöbelt. Im Halbfinale trifft Chuang auf den Sieger des Matchs zwischen Wang Hao und Seiya Kishikawa.
Stimmen zu „Dimas“ Viertelfinal-Triumph
Dimitrij Ovtcharov: „Es war das aufregendste Spiel meines Lebens. Es ist ein Gefühl der Leere und des Glücks gleichzeitig. Ich bin unglaublich happy, aber jetzt auch ziemlich müde.“
Jörg Roßkopf: „Es war ein Spiel mit Höhen und Tiefen für Dimitrij. Er hat stark angefangen, dann kam die erwartete Gegenwehr von Michael Maze. Im letzten Satz ist Dimi einem Rückstand hinterher gelaufen, hat dann aber sein Herz in die Hand genommen. Er musste am Schluss kämpfen, kratzen und beißen. Das hat er getan, und das war wichtig. Dieses Spiel hat keinen Verlierer verdient, aber so ist der Sport nun mal.“
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Bei den Damen ist einmal mehr China das Maß aller Dinge. Im Finale am Mittwoch um 16:30 Uhr deutscher Zeit stehen die Weltranglistenerste Ding Ning, die in der Vorschlussrunde am Dienstag Wu-Bezwingerin Feng Tianwei in sechs Sätzen auf Distanz hielt, und Li Xiaoxia, die die junge Japanerin Kasumi Ishikawa mit 4:1 besiegte.
Viertelfinale Herren
Adrian Crisan ROU – Chuang Chih-Yuan TPE 0:4 (3:11, 4:11, 4:11, 5:11)
Dimitrij Ovtcharov GER – Michael Maze DEN 4:3 (11:8, 12:10, 1:11, 9:11, 9:11, 11:6, 11:9)
Zhang Jike CHN – Jiang Tianyi HKG (Mittwoch, 11:00 Uhr)
Seiya Kishikawa JPN – Wang Hao CHN (Mittwoch, 12:00 Uhr)