Große Enttäuschung beim DTTB, auch wenn man das offiziell so nicht einräumen will. Nicht einmal so sehr das Ausscheiden gegen die Japaner nach einer 1:3-Niederlage ist es, was so schmerzt, eher die Art, wie diese zustande kam. Deutschland war, obwohl mit allen Stars angetreten, letztlich nahezu chancenlos.
Nicht ein Einzel konnte gewonnen werden.
Zielvorgabe war nun einmal, um den Titel zu spielen und nicht bloß unter die letzten Acht zu kommen. So gesehen ist die Analyse von Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf zwar korrekt, ignoriert aber die eigentliche Zielsetzung und dass hier schon ein Prestige-Duell ziemlich sang- und klanglos in den Sand gesetzt wurde. „Den Unterschied hat heute einfach ausgemacht, dass es für die Japaner als Gastgeber der Olympischen Spiele ein wichtiges Turnier, auf das sie sich intensiv vorbereitet haben“, so Roßkopf. „Für uns war es hingegen einfach ein Turnier mehr mitten im Turnierkalender, was man ja auch an unserer späten Anreise aufgrund anderer Termine zuvor gesehen hat. Dadurch hat es auch im Vergleich zu den Japaners bei uns ein klein wenig an Körperspannung gefehlt, das macht dann den Unterschied.“
Das frühe Duell des Weltranglistenzweiten Japan, der auf den verletzten Jun Mizutani verzichten muss, mit der Nummer drei Deutschland war überhaupt erst möglich geworden, nachdem die Gastgeber überraschend in den Gruppenspielen England unterlagen und sich nur als Zweiter ihres Pools für das Viertelfinale qualifizierten.
Roßkopf sah einen vielversprechenden Auftakt seines Teams: „Wir konnten im Doppel, in dem wir nach verlorenem ersten Satz noch einmal zurückgekommen sind, in Führung gehen. Wir wussten aber, dass wir danach mit den Partien Dima gegen Harimoto und Timo gegen Yoshimura, gegen den er zuletzt nur 4:3 gewonnen hat, schwierige Matches vor uns haben. Japan hat eine starke Mannschaft, egal ob mit oder ohne Mizutani, und ist für uns immer schwierig zu spielen ist. Japan war heute die bessere Mannschaft und hat verdient gewonnen.“
Nach dem 3:1 im Doppel von Timo Boll und Patrick Franziska über Koki Niwa und Maharu Yoshimura verlor Dimitrij Ovtcharov das Match gegen Japans Weltranglistenfünften Tomokazu Harimoto, der später auch gegen Patrick Franziska den Siegpunkt beisteuerte. Beide Spiele gingen mit 3:1 an den 16-jährigen Japaner. „Dima“ hatte im vierten Durchgang keine Chance mehr, während Franziska, der noch nie gegen Harimoto gewonnen hat, nur im vierten Satz auf Augenhöhe war. Dazwischen lag ein ganz und gar enttäuschendes 0:3 von Timo Boll gegen Maharu Yoshimura.
Dimitrij Ovtcharov urteilte selbstkritisch: „Das war keine schlechte, aber auch keine wirklich gute Perfomance von mir. Im ersten und dritten Satz hatte ich gute Chancen, aus denen ich mehr hätte machen können, aber im vierten Durchgang hat er dann wirklich stark gespielt.“
Weil Deutschland den Einzug ins Halbfinale des mit 270.000 Dollar dotierten Team World Cups verpasst hat und der Europameister das Prestige-Duell mit dem Olympiazweiten Japan verlor, kommt es nun in Tokio zum Halbfinal-Duell zwischen dem Gastgeber und Titelverteidiger China, der dem Überraschungs-Viertelfinalisten USA erwartungsgemäß keine Chance ließ. Die beiden weiteren Viertelfinalbegegnungen zwischen Südkorea und Brasilien sowie England und Taiwan werden am Freitag ausgetragen.
Bei den Damen haben sich mit einer Ausnahme die Favoriten unter die besten Acht gespielt. Angeführt von Lily Zhang vom deutschen Pokalsieger SV DJK Kolbermoor, der Überraschungs-Halbfinalistin des Damen-World-Cups, erreichten die USA durch einen unerwarteten Sieg über Österreich das Viertelfinale und treffen nun auf den Favoriten China. In der gleichen Turnierhälfte stehen sich Hongkong und Taiwan gegenüber. Japans prominente Damen, die alle ihre Matches zur japanischen Fernseh-Prime-Time bestreiten dürfen, wollen sich gegen Europameister Rumänien ins Halbfinale spielen und würde dort auf den Sieger der Begegnung Südkorea gegen Ukraine treffen.
Viertelfinale Herren
Deutschland – Japan 1:3
Timo Boll/Patrick Franziska – Koki Niwa/Maharu Yoshimura 3:1 (-7,2,5,5)
Dimitrij Ovtcharov – Tomokazu Harimoto 1:3 (-8,9,-8,-2)
Timo Boll – Maharu Yoshimura 0:3 (-7,-9,-11)
Patrick Franziska – Tomokazu Harimoto 1:3 (7,-7,-7,-12)
China – USA 3:0
Liang Jingkun/Xu Xin – Feng Yijun/Zhang Kai 3:0 (5,5,0)
Fan Zhendong – Kanak Jha 3:0 (3,5,5)
Liang Jingkun – Zhang Kai 3:0 (3,5,3)
Freitag, 8. November (Angaben in deutscher Zeit)
Viertelfinale Herren
England – Taiwan, 5 Uhr
Südkorea – Brasilien, 5 Uhr
Viertelfinale Damen
China – USA, 8 Uhr
Hongkong – Taiwan, 8 Uhr
Südkorea – Ukraine, 11.30 Uhr
Japan – Rumänien, 11.30 Uhr
Zur Übertragung auf Sportdeutschland.tv
Alle Ergebnisse des Teams World Cups der Herren und Damen
Text & Foto: Dr. Stephan Roscher