Während sich die chinesischen Herren abgeschirmt im Trainingslager in Xiamen ihren Feinschliff für Olympia holen, trainieren Chinas Damen in Chengdu für London 2012.
Teamchef Huang Biao teilte mit, dass die allgemeine Verfassung des Teams gut ist und der Trainerstab mit den Damen hart arbeitet.
Er betonte an dieser Stelle aber auch, dass in der Vorbereitung speziell berücksichtigt wird, dass zwei von drei Damen des London-Kaders bislang keinerlei Olympia-Erfahrung haben.
Erschwerend kommt aktuell zu, dass zwei Spielerinnen auch etwas gesundheitliche Schwierigkeiten haben.
Huang Biao äußerte sich ferner: „Nach dem Karriereende von Wang Nan und Zhang Yining, sind junge Spielerinnen in die vorderste Reihe nachgerückt. Die erlittene Niederlage bei der WM damals in Moskau, hat diese jungen Spielerinnen erwachsener gemacht. Dieses Jahr hat der gesamte Trainerstab seine Bemühungen verstärkt, bei den Spielerinnen für weitere Fortschritte zu sorgen und ich kann bestätigen, dass die aktuelle Verfassung der Damen nicht schlecht ist. Momentan befindet sich das chinesische Team im Endspurt der Vorbereitungen auf das große Ziel in London.“
Das Trainingslager der Damen in Chengdu, findet genauso wie der Vorbereitungslehrgang der Herren in Xiamen, unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.
Chengdu hat fast 10,5 Millionen Einwohner und ist die Hauptstadt der Provinz Sichuan, gilt zusammen mit Chongqing als Wirtschaftszentrum in Zentral- und Westchina und ist der wichtigste Verkehrsknotenpunkt in Innerchina.
Chengdu unterhält seit Jahren enge wirtschaftliche Beziehungen zu Deutschland und insbesondere zum Partnerland Nordrhein-Westfalen. Darüber hinaus ist Chengdu Partnerstadt von Bonn.
Die chinesische Millionenstadt war nicht nur mehrfach Standort von Trainingslagern der deutschen Jugendnationalmannschaft, die vom Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland unterstützt wurden, sondern auch Ausrichtungsort eines Vergleichskampfes „Shakehand vs. Penholder“ im Jahr 2010, u.a. mit Timo Boll.
Dieser Wettbewerb, in dem auf Seiten der Shakehandspieler Timo Boll, Wang Liqin und Ma Long und bei den Penholderspielern Ryu Seung Min, Wang Hao und Ma Lin antraten, war gleichzeitig ein Wohltätigkeitsturnier für die Erdbebenopfer in der Provinz Sichuan.
Es handelte sich um das schlimmste Erdbeben in der Geschichte Chinas in über 30 Jahren. Es forderte viele tausend Todesopfer und die Erschütterungen waren in den fast 2000 Kilometer entfernten Metropolen Peking und Shanghai noch zu spüren.
Beim damaligen Wettkampf setzten sich übrigens die Shakehandspieler gegen die Penholderspieler 3:1 durch. Timo Boll mußte zwar den Einzelpunkt gegen Ma Lin zulassen, konnte sich aber an der Seite von Ma Long im Doppel gegen Ryu Seung Min / Wang Hao durchsetzen.
Auch bei den chinesischen Damen dominiert die Shakehand-Haltung. Aktuell ist im Topkader der Chinesinnen keine Penholderspielerin, während bei den Herren in London immerhin Wang Hao mit diesem Spielstil vertreten sein wird.
Mit dem Blick auf die aktuelle Situation der Damen erklärt Teamchef Huang Biao im Rahmen des Trainingslagers in Chengdu: „Unsere Mission ist vor allem, den psychologischen Druck auf das Team zu verringern. Unsere beiden Starterinnen im Einzelwettbewerb, haben bis jetzt keinerlei Olympia-Erfahrung. Die technischen Fähigkeiten von Li Xiaoxia sind gut, aber unsere Hauptaufgabe ist es nun, ihre Stabilität in großen Wettkämpfen zu verbessern.“
Er fuhr fort: „Die Resultate von Ding Ning waren im letzten Jahr excellent. Trotzdem sind die Olympischen Spiele nicht dasselbe wie eine Weltmeisterschaft oder der Worldcup. Die Spiele finden nur alle vier Jahre statt und die Teilnehmer sind die stärksten überhaupt.“
Ausser der mangelnden Erfahrung, hatten die chinesischen Damen auch einige gesundheitlichen Schwierigkeiten zu überstehen.
Huang Biao äußerte sich dazu: „Bei den Korea Open und den China Open, war die gesundheitliche Verfassung von Guo Yue nicht gut. Sie litt an Fieber und konnte sich nicht wie gewünscht der Konkurrenz stellen. Ding Ning war bei den China Open in Shanghai ebenfalls gesundheitlich angeschlagen.“
Da es aus den genannten Gründen für die Trainer nicht möglich war, ihre Spielerinnen im Härtetest zu sehen, war man gezwungen, alle Probleme im abgeschirmten Trainingslager in Chengdu zu lokalisieren.
Huang Biao gab einen Ausblick auf die Zeitplanung: „Das Damen-Team ist in Chengdu bereits am 3. Juni angereist. Am 9. Juli wird das Herrenteam dazu stossen, um einen finalen Warmup-Wettkampf vor Olympia zu spielen. Das gesamte Team kehrt am 13. Juli nach Peking zurück und wird am 17. Juli nach Großbritannien abreisen. Das Olympische Dorf werden wir am 25. Juli beziehen.“
Bei den Olympischen Spielen in London ist nicht nur eine enorme Fernsehpräsenz zu erwarten, sondern es ist auch wieder mit einem großen chinesischen Team und Betreuerstab vor Ort zu rechnen, genauso mit zahlreichen Unterstützern auf den Tribünen.
Untröstlich dürfte Guo Yan sein, die sich zum Nominierungszeitpunkt mit ihrem zweiten Platz in der Weltrangliste die Direktqualifikation für die Olympischen Spiele sicherte. Ihre Topform bestätigte Guo Yan auch mit dem Gewinn der asiatischen Meisterschaften 2012. Doch sie wird an den Olympischen Spielen trotzdem nicht teilnehmen dürfen, da der chinesische Verband statt ihr, Einzel-Weltmeisterin Ding Ning für London 2012 nominiert hat, bzw. – so die offizielle Begründung – Guo Yan aufgrund einer Verletzung verzichten musste und durch Ding Ning ersetzt wird.
Für Guo Yan ist es besonders bitter, denn sie kam in ihrer großen Karriere nie in den Genuss, an Olympischen Spielen teilnehmen zu dürfen.
In China wird einfach nichts dem Zufall überlassen. China konnte in der Geschichte der Olympischen Spiele seit 1988, als Tischtennis olympisch wurde, insgesamt 20 von 24 möglichen Medaillen gewinnen.
Es steht außer Frage, dass das Ziel in London ist, alle vier Goldmedaillen mit nach China zu nehmen. Es dürfte sich von alleine verstehen, dass in den Einzel-Wettbewerben mit rein chinesischen Finalspielen gerechnet wird.
Damit China am Ende genauso triumphieren wird, wie beim World Cup und den Weltmeisterschaften, ging man mit der Nominierung von Ding Ning statt Guo Yan kein Risiko ein. Ding Ning ist momentan die stärkste chinesische Spielerin, ist die aktuelle Nr. 1 der Weltrangliste, amtierende Weltmeisterin im Damen-Einzel und einige Jahre jünger als Guo Yan, die in einer Woche schon ihren 30. Geburtstag feiern wird.
Unabhängig davon, ob die Sehnenverletzung am Arm von Guo Yan nur vorgeschoben wurde oder tatsächlich vorhanden war, es war eine willkommene Begründung für Chinas Trainer Shi Zhihao, der damit Guo Yans Traum von Olympia beendete.
Damit die Chinesinnen auch in London wieder Grund zum Jubeln haben, fließen aktuell in Chengdu viele Schweißtropfen, angesichts des harten Trainingslagers.
Nachfolgend gibt es noch einige Impressionen von der chinesischen Millionenstadt in Sichuan:
Weitere Linktipps:
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OLYMPIA 2012: Vorbereitungslehrgang in Hinterzarten
