Der erste Teilnehmer am Pokal-Final Four steht fest. Die TTF Liebherr Ochsenhausen gewannen ihr Viertelfinal-Match beim Zweitligisten Bad Hamm „standesgemäß“ mit 3:0. Damit steht man erneut im Liebherr Pokal-Finale, das am 5. Januar in Neu-Ulm stattfindet.
Für dieses Highlight vor vermutlich mehr als 3.000 Fans haben sich die Oberschwaben einiges vorgenommen und wollen definitiv mehr erreichen als in der Vorsaison, wo man im Halbfinale gegen starke Saarbrücker den Kürzeren zog. Auf Titelverteidiger Düsseldorf könnte man – der Setzung entsprechend – erst im Endspiel treffen, wohl aber in der Vorschlussrunde erneut auf die Saarländer, die alleine schon wegen Patrick Franziska immer brandgefährlich sind.
Vor rund 400 Tischtennis-Fans benötigten die TTF in Bad Hamm 90 Minuten, um das erste kleine Saisonziel einzutüten – das erste große besteht darin, in Neu-Ulm etwas zu reißen, sprich: mindestens ins Endspiel einzuziehen. Mindestens! Hätte Jakub Dyjas im dritten und letzten Match des Tages nicht plötzlich den Faden verloren, wäre es noch zügiger über die Bühne gegangen. Doch so war es für die rund 400 Fans (TTF-Präsident Kristijan Pejinovic: „Eine tolle Kulisse, Respekt an Bad Hamm, die ein super Event auf die Beine gestellt haben!“) natürlich wesentlich interessanter.
Der Weltranglistenneunte Hugo Calderano, der – wie man hört – vermutlich im Dezember-Ranking des Weltverbandes auf Position sechs (!) klettern wird, ließ zum Auftakt gegen den 18-jährigen Koyo Kanamitsu aus dem Liebherr Masters College keine Unklarheiten aufkommen. Der TTF-Brasilianer ließ dem talentierten Japaner keine Chance, der unter der Woche bei den Austrian Open immerhin das Achtelfinale erreicht hatte – Calderano kam bei dem hochrangigen Turnier in Linz noch weiter und stieß als bester Ochsenhausener ins Viertelfinale vor, wo er gegen den späteren Turniersieger Liang Jingkung (China) den Kürzeren zog.
Im Frankreich-Duell machte anschließend Simon Gauzy mit dem 49-jährigen Altinternationalen Damien Eloi kurzen Prozess, der 14 Punkte in drei Sätzen erspielte und mit den Aufschlägen des TTF-Profis große Probleme hatte. Da es Stefan Fegerl „erwischt“ hatte – der Österreicher war auf der Fahrt erkrankt und nicht spielfähig – musste es Jakub Dyjas endgültig richten, was für den in der Bundesliga bisher überzeugenden jungen Polen eigentlich kein Problem hätte sein sollen. Gegen den deutschen U21-Nationalspieler Gerrit Engemann ging er klar favorisiert an den Tisch und schien zunächst genau dort weiterzumachen, wo seine Kollegen Calderano und Gauzy aufgehört hatten. Doch nach zwei klar gewonnen Sätzen verlor Dyjas den Faden und sein Gegner kam – gepuscht vom Publikum – immer besser ins Spiel. Engemann egalisierte und es ging in den Entscheidungssatz. Der Ochsenhausener kam zurück und schien bei einer 6:1-Führung wieder auf Kurs zu sein, doch es folgte nochmals ein kleiner Einbruch. Der nie aufsteckende Engemann bekam erneut Oberwasser, so dass Dyjas schließlich froh sein konnte, „irgendwie“ mit 12:10 gewonnen und damit den Einzug seiner Mannschaft ins Liebherr Pokal-Finale besiegelt zu haben.
„Wir haben das Spiel richtig ernst genommen, weil der Einzug ins Pokal-Final-Four für den Verein und das Umfeld ganz wichtig ist, und freuen uns, dass es wie geplant geklappt hat“, sagte TTF-Cheftrainer Dmitrij Mazunov nach der Partie. „Die ersten beiden Spiele liefen ganz entspannt für uns, Hugo und Simon waren klar überlegen, und auch bei Jakub schien es erst ganz locker zu laufen. Doch nach dem 2:0 hat er stark nachgelassen und das Publikum ist gekommen und hat seinen Gegner gepuscht. Wir sind alle froh, dass er das Match doch noch nach Hause gebracht hat und wir nicht nochmal an den Tisch mussten, auch wenn wir sicher den dritten Punkt noch geholt hätten.“ Die Spieler waren nämlich ziemlich geschafft von den Strapazen der letzten zwei Wochen. „Sie hatten in den letzten 14 Tagen ein strammes Programm. Erst das Düsseldorf-Spiel, dann die Swedish Open, dann das Spiel in Bremen und jetzt die Austrian Open“, so Mazunov. „Und jetzt können die Jungs endlich mal durchatmen, sich ein paar Tage erholen und auch die Köpfe wieder freibekommen.“
„Wir haben insgesamt gut und konsequent gespielt“, so TTF-Präsident Kristijan Pejinovic. „Hugo und Simon haben keinen Punkt verschenkt. Nur Jakub hat sich selbst das Leben schwergemacht. Nach den Strapazen der letzten Wochen war bei allen die Luft etwas dünn. Wir sind jetzt schon erleichtert, dass wir im Liebherr Pokal-Finale stehen und wollen dort diesmal zeigen, was wir wirklich draufhaben.“
TTC GW Bad Hamm – TTF Liebherr Ochsenhausen 0:3
Koyo Kanamitsu – Hugo Calderano 0:3 (4:11, 7:11, 5:11)
Damien Eloi – Simon Gauzy 0:3 (5:11, 4:11, 5:11)
Gerrit Engemann – Jakub Dyjas 2:3 (7:11, 2:11, 11:5, 11:9, 10:12)
Alle Viertelfinal-Partien der Deutschen Pokalmeisterschaft 2018/19
TTC GW Bad Hamm – TTF Liebherr Ochsenhausen 0:3
1. FC Saarbrücken TT – TTC Zugbrücke Grenzau
SV Werder Bremen – TTC Schwalbe Bergneustadt (beide 13.11., 19 Uhr)
ASV Grünwettersbach – Borussia Düsseldorf (16.11., 19 Uhr)
Text & Fotos (2): Dr. Stephan Roscher